Montag, 6. Oktober 2008

Dunkles Wasser

Ich glaube der Gang-bang nahm mich mehr mit, als ich es wollte und ich es mir eingestehen konnte. Es weckte in mir ein Gefühl von Misstrauen gegenüber Jungs, dieses Gefühl, sie hätten keine Regeln und keine Ehre und keinen Anstand und würden alles ficken, was es zuließ.

Ich reiste herum und eines Abends ging ich wieder aus mit zwei Typen, die ich beide nicht wollte. Aber ich dachte, ich müsse mal wieder ausgehen und dann dachte ich gar nicht mehr soviel. Sie waren nett und wir spielten Billard und tranken und redeten und ich wusste, dass mindestens einer etwas wollte von mir.

Und dann hatte ich irgendwann einen Shot zuviel und wir standen an der Uferpromenade zu Lake Taupo und ich erzählte von der Sache mit dem Gang-bang und dass ich seitdem vorsichtig gewesen war. Und dann küsste er mich. Ich dachte, scheiße, wieso küsst der mich, wenn ich gerade gesagt hab, dass ich eine scheiß Sache mit Jungs hatte. Aber ich sagte auch nicht nein. Ich sagte auch nicht nein, als wir zum Strand runtergingen und er mich fickte und dann in meinen Mund kam.

Ich lag nur auf dem Rücken im Sand, hörte die Wellen gegen das Ufer schlagen, dachte an das dunkle Wasser und wie ich hineinlaufen würde, es mich umschlingen würde und mitreißen. Und ich mich fallenlassen würde und versinken.

Und er tat etwas was ich nicht gewollt hatte- er bemerkte es. Und den ganzen Rückweg zum Hostel lang fragte er mich, wieso ich nicht nein gesagt hätte, wieso zum Teufel ich nicht nein gesagt hätte. Und ich sagte, es ist egal und es macht nichts und es wäre ja nicht so, als ob er mich vergewaltigt hätte. Er sagte, so fühle er sich aber. Wieso ich nicht nein gesagt hätte? Ich sagte, ich weiß nicht, ich kann nicht. Du kannst nicht nein sagen? Ich kann nicht, ich weiß nicht wieso, ich kann es einfach nicht, aber es ist nicht deine Schuld. Und dann waren wir irgendwann beim Hostel und er fragt mich, ob ich Sex haben will mit ihm unter der Dusche. Da ich nicht lügen will- was ich gedacht habe in diesem Moment war, wie bitte? Und gleichzeitig: will ich Sex mit ihm unter der Dusche? Ich habe es mir ernsthaft überlegt. Ich sage, nein und da sagt er, siehst du, du kannst das. Nein sagen.

Dann gingen wir schlafen. Ich wachte auf am nächsten Morgen und dachte, wow, er fühlt sich schuldig und schlecht und irgendwie war die Schuld und das schlechte Gefühl, das er auf sich geladen hatte, Grund für mich mich erleichtert und gut zu fühlen. Er fühlte sich schlecht für mich, also konnte es mir gut gehen. Die Sonne schien und ich saß am See und das Wasser war blau und durch die Luft wehte der Duft von Eukalyptus.

Ich könnte die Geschichte an dieser Stelle abbrechen, aber da ist ein entscheidender Punkt, der aus dem Dunkel des Wassers an die Oberfläche gebracht werden muss. Dass in dem Moment, in dem er sich schlecht fühlte und entschuldigte mir etwas genommen wurde, was ich unbedingt wollte. Das Recht mich als missbrauchtes Opfer zu fühlen. Es war keine Vergewaltigung und natürlich war das gut und ich wollte nicht vergewaltigt werden. Und irgendwie wollte ich es doch. Weil dann Dinge aufgehört hätten uneindeutig zu sein. Weil ich dann Opfer hätte sein dürfen und jeder gewusst hätte, dass ich kaputt bin und wieso ich kaputt bin und ich selbst es gewusst hätte. Und weil ich dachte, dass dann jeder da gewesen wäre für mich. Ich wünschte, es würde da aufhören, aber manchmal habe ich Angst, dass es noch einen dunkleren Hintergrund gibt- dass sich ein Teil von mir sich weiden würde an meiner Erniedrigung und meinem Schmerz. Ein mieser kleiner Bastardteil in mir.

getting gang-banged

A. war weg und es lief nicht viel bis zum neuen Jahr und dann nahm ich mein Zeugs und verließ Auckland endlich.
Ich ging mit einer Freundin nach Raglan, einen bekannten Surferort und natürlich wäre es eine schamlose Lüge, wenn ich behaupte nicht an heiße Surfer gedacht zu haben dabei.
In der Hinsicht war Raglan ein bisschen enttäuschend, ansonsten war es fantastisch. Dann gingen B. und ich aus. Unser Ziel war womöglich der Absturz und wir fingen den Abend mit je einer Flasche Wein an. Das war vielleicht um 7. Dann gingen wir in die Bar.
Wir kauften uns gegenseitig Drinks und tanzten und amüsierten uns prächtig und aus den Augenwinkeln sah ich einen süßen Kerl in einem weißen T-Shirt und dachte, hm, und dann verlor ich ihn wieder aus den Augen. Irgendwann küsste mich ein Japaner und ich riss mich mit Müh und Not los und wankte zu B. Sie redetete mit irgendjemandem und trank und saß an der Bar und wir hatten davor schon über den Barkeeper geredet, der lange, blonde Haare hatte, zu einem Pferdeschwanz genommen und verdammt heiß aussah. Ich war betrunken, was nicht hilft und mich auf noch dümmere Gedanken bringt und deswegen dachte ich, ich könnte ihn doch fragen, ob er einen flotten Dreier will mit mir und B. Ich fragte sie, ob das nicht eine tolle Idee sei. Zum Glück sagte sie nein.
Und dann dachte ich, den süßen Typen wieder zu sehen. Um ehrlich zu sein, weiß ich bis heuete nicht, ob er es war, Alkohol umnebelt mein Sichtfeld. Ich ging zu ihm hin und fragte, ob er etwas dagegen hätte, dass ich ihn küsse. Er meinte, nein.
Also küssten wir uns und dann knutschten wir rum und dann waren wir in einem Taxi auf dem Weg zu seinem Ferienhaus. Und dann lagen wir zusammen im Bett und er war besoffen und kriegte nichts groß auf die Reihe. Irgendwann ging er ins Bad und ich blieb allein im Bett liegen.
Und dann kamen seine Freunde zurück, walisische Jungs und öffneten die Tür und da lag ich, splitterfasernackt und das beste was mir einfiel, war mich umzudrehen, dass man wenigstens nur meine Rückseite sehen konnte. Die Decke hochzuziehen wäre vielleicht effektiver gewesen.
Die Jungs fanden es in jedem Fall nicht angbracht zu gehen und die Tür zu schließen. Stattdessen machten sie Witze darüber, dass ihr Kumpel es ja wohl nicht brächte. Sie sagten, dass das ja wohl völlig unverständlich wäre bei jemand heißem wie mir.
Ich glaube es waren 3 und zwei setzten sich jetzt aufs Bett neben mich. Und dann küsste mich einer. Und irgendjemand lachte und fragte ob ich je gebang-banged worden sein. Ich murmelte, nö, hatte nur mal 2 Typen. Und dann knutschten wir vielleicht rum, auf jedenfall erinnere ich mich, dass ich irgendwan auf dem Rücken lag und einer fickte mich und die anderen schauten zu. Ich fand das mehr seltsam als irgendetwas anderes. Ich verstand nicht recht, was es für einen Reiz ausmachen soll von seinen Kumpels beobachtet zu werden. Andererseits- es hatte etwas, etwas verruchtes und ein bisschen etwas von ich bin in ihrer Gewalt, was mich anmachte.
Hauptsächlich aber war ich betrunken und wenn ich betrunken genug bin sind mir Dinge meistens ziemlich egal.
Später fickte ich mit einem Dritten, der war gut im Bett und offensichtlich kaum betrunken. Und er wollte Analsex, was viele Jungs wollen, wenn sie einen One-Night-Stand haben und denken mit ihr geht das schon.
Und ich wusste nicht, ob ich das wollte, aber ich wusste auch nicht, dass ich das nicht wollte. Und ich dachte, dass es kaum mehr weh tun könnte, als das andere. Das tat es auch nicht. Aber auch nicht weniger. Ich dachte, na gut, jetzt weiß ich das.
Dann gingen wir raus und rauchten und eigentlich wollte ich gehen. Und sagte, sie sollten mir ein Taxi holen, was dann aber so gar nicht ging und mir war klar, dass sie das extra machen und mich dabehalten wollen und ich dachte, ich bin zu betrunken, um mich selbst drum zu kümmern und laufen kann ich auch nicht und was solls penn ich halt hier. Und legte mich zurück ins Bett. Und der Junge von vorher kam zurück und sagte ich solle mich ausziehen und wir hatten mehr Sex. Dann ging er raus und ein anderer kam rein und ich dachte, scheiße, ich will das nicht und den nicht und die können nicht einfach so der Reihe nach reinspaziert kommen, als ob ich eine Hure wäre. Ich sagte, er solle gehen. Er ging und der andere kam zurück. Und vermutlich hatten wir dann noch Sex und dann schliefen wir ein und versuchten in dem Doppelbett so weit wie möglich auseinanderzuliegen.
Ich wachte irgendwann auf und zog mich an und schlich mich ins Bad und die anderen Jungs lagen im Wohnzimmer und ich hatte nicht die geringste Ahnung, wo ich war und wie ich zurückkam zu meinem Hostel. Aber ich dachte, alles ist besser, als warten bis sie aufwachen und schlich mich aus dem Haus.
Es war einfach, ich lief die Straße runter, fragte jemanden und die sagte mir, wo ich hinmusste. Ich lief zurück zu meinem Hostel und dann zog ich meinen Bikini an und sprang diese 5 Meter hohe Brücke runter, ins kühle, dunkle Wasser.
Ich fühlte mich überfordert, von dem was passiert war. Mehr noch von dem, was ich zugelassen hatte und was es über mich aussagte.
Was half war B., die irgendwann um Mittag auftauchte und von irgendwelchen Trotteln erzählte mit denen sie mitgegangen sei. Ich musste soviel lachen, dass ich nicht lange nachdenken konnte über mich und meine Trottel.

Donnerstag, 2. Oktober 2008

intermezzo

Zu einer Zeit, als A. und ich in einer Phase des "offs" waren, hatte ich Sex mit einem sehr heißen Brasilianer. Es war entspannend, weil er A. so unähnlich war.
Er war extrem gut bestückt und der Sex war -oh Wunder- nicht dysfunktional. Ich habe insgesamt mit drei Südamerikanern geschlafen bis jetzt, was nicht repräsentativ ist, nur dass meine Erfahrung immer dieselbe war. Dass es ihnen im Bett immer nur um sie selbst und ihre Befriedigung geht.
Wir gingen ins Bad und er wollte, dass ich an ihm runtergehe. Noch eine dieser Wahrheiten ist, dass ich mir das immer von A. gewünscht hatte, dass er mir Befehle gibt. Es machte mich an. Nur dass ich, als ich unten war, nicht das Gefühl hatte, ihn irgendwo hinzubringen. Ich ging wieder hoch und fragte, was ich falsch mache. Er fragte, oh, willst du denn, dass ich komme? Ich dachte, will ich das? Ich dachte, ich will, dass ich einen Mann zum kommen bringen kann und dass jeder Typ sagt, ich würde einen fantastischen Blow-job geben.
Ich ging wieder runter und er half mit der Hand nach. Ich fand es lächerlich und in gewisser Weise auch demütigend.
Dann gingen wir ins Wohnzimmer. Es war spät in der Nacht und im Nachhinein bin ich froh, dass keiner rein kam. In dem Moment war mir das gar nicht so bewusst, ich war zu betrunken, zu bekifft und zu gleichgültig. Ich konnte nicht auf ihm sitzen, er war zu groß und es tat unerträglich weh. Also nahm er mich von hinten. Das war das erste Mal und ich fand es sexy.
Danach stellte ich ihm meine Standardfrage, wieso ich, was er an mir fände. Lächerliche Fragen für mein Selbstwertgefühl. Er war der Einzige, der nicht mitspielte. Er sagte, er habe das gebraucht und ich offensichtlich auch und das sei alles. Ich fand es wahnsinnig...erleichternd. Es ist schwer, das zu erklären, aber ich hatte das Gefühl, dass er den Sex dahinstellte, wo er hingehörte und ihm das Bedeutungsschwere nahm.
Er war der einzige Kerl mit dem ich mich danach besser verstand als vorher. Wir gingen völlig locker und unbeschwert miteinander um, machten blöde Witze, hatten eine Menge Spaß und ich mochte ihn wahnsinnig. Manchmal wenn ich ihm den Rücken zukehrte, dachte ich daran und dann dachte ich, vielleicht denkt er auch daran und da war ein kleines Prickeln, was unsere Beziehung bereicherte.
Zwischen uns passierte nichts mehr, aber als die Hostelmami meinte, wie heiß er doch sei, musste ich daran zurückdenken und irgendwie fühlte ich mich saugut.

Mittwoch, 1. Oktober 2008

eine nicht-beziehung

Irgendwann in diesem Zeitraum erschienen zwei Typen im Hostel. Der eine war Engländer, hieß M., hatte lange blonde Locken, ein feines, besonderes Gesicht und einen intensiven Blick. Er war 25, Surfer, umgänglich und ich fand ihn umwerfend. Der ander war Ire und hieß A.. Er war lang und schlaksig, hatte wenige Haare, die schulterlang waren und die er in einen Pferdeschwanz band. Er hatte sehr dunkle Augen und ein süßes Lächeln und jeder mochte ihn. Er war 30 und strahlte etwas Erfahrenes aus. Gleichzeitig war er wahnsinnig schüchtern. Es ist schwierig zu beschreiben, aber das war es auch, was seinen Reiz ausmachte.
Er strich eines der Zimmer. Immer wenn er das tat, schaute ich vorbei, um ihm ein bisschen Gesellschaft zu leisten. Einmal sagte er, für ihn wäre das immer gewesen, wie wenn die Sonne aufgeht. Einmal träumte ich davon ihn zu küssen.
Dann saß ich eines Abends mit beiden vor der Tür des Hostels, wir tranken Bier und redeten und in meinem Kopf war es wie mit diesem Abzählreim. Enemene muh, dachte ich, wen nehm ich? Ich weiß nicht, inwiefern es irgendjemandes bewusste Entscheidung gewesen war. Aus meiner Sicht ergab es sich einfach.
Irgendwann saß ich mit A. auf dem Sofa und irgendwann hielten wir Händchen und irgendwann küssten wir uns. Er küsste furchtbar, nass und laut. Ich dachte später häufig, dass ich M. hätte nehmen sollen.

Am nächsten Tag ging ich mit ein paar Leuten aus dem Hostel aus und wir saßen in einer Bar. Neben mir saß auf der einen Seite A. und auf der anderen M. und ich hatte je eine Hand auf einem Knie. Außerdem waren zwei Typen in der Bar mit denen ich es getrieben hatte. Es gibt da diese Parfümwerbung für "Cinema", da ist diese Frau, die umschwärmt wird von heißen Typen. Genau so fühlte ich mich in dem Moment. Mächtig, sexy und unwiderstehlich.
Irgendwann wollte A., dass wir gehen. Wir traten aus der Bar und da stand M. und ich küsste ihn. Es war sexy und wenn ich an den Kuss denke, sehe ich einen Sternenhimmel vor mir. Dann gingen A. und ich. Natürlich hatte er es mitbekommen und vielleicht störte es ihn. Er fragte nur wieso? und ich antwortete, dass ich es habe wissen wollen. Was gab es sonst zu sagen. Wir gingen ins Bad und knutschten rum und dann ging ich an ihm runter. Er war sehr klein. Mich störte das gar nicht, aber ihn und das machte es zu einem Problem. Er kam nicht und ich fand es lächerlich.
Am nächsten Tag entschuldigte ich mich bei M. für mein "sexual harrassment". Er lachte. Dann fragte er, wohin ich denn verschwunden sei. Ich sagte, gegangen. Ich sagte nicht, mit A. Aber zu spät war es da trotzdem schon.

Was dann passierte war eine Mail von H. Er sagte, dass er keine Fernbeziehung wollte. Eigentlich war es lächerlich, aber erst diese Mail machte mir klar, dass es nichts mehr gab und nichts mehr geben würde. Die nächsten zwei Tage kann man zusammenfassen mit "Ich habe viel geheult."

Und danach war da ein anderer Kerl, ein Deutscher, C. Auch einer der long-term Gäste. Er hatte rote Haare und ich hatte ihn nie besonders attraktiv gefunden und ich weiß, dass auch ich nicht sein Typ war. Wir redeten stundenlang, tranken eine Menge Bacardi und dann küsste er mich. Der Kuss war fantastisch. Hart und sexy. Er sagte, danke. Später knutschten wir vor dem Hostel rum. Es war irre; grob und leidenschaftlich. Die Wahrheit über C. war ja, dass er sich an alle ranmachte. Wir witzelten, er habe es eben nötig. Zwischen uns lief lange Zeit immer wieder was und es ging meistens von ihm aus. Ich fand es hart, ihm zu widerstehen.

Dann ging M. Ich schrieb in mein Notizbuch: M. geht und ich glaube, ich ich hätte mich in ihn verliebt, wäre er geblieben. Er hatte etwas gefährliches. Also ist es besser, er ist weg. Oder nicht. Oder doch. Whatever. Who cares.

Ich wusste nicht, was da lief mit A. Von ihm aus lief nie etwas. Aber er wehrte sich auch nicht, wenn ich ihm abends einen Gute-Nacht-Kuss gab. Er wusste, dass etwas lief mit C. und es störte ihn nicht, sagte er, weil C. sein Freund war.
Nicht alle waren so tolerant. Mein Ruf im Hostel war vermutlich ziemlich schnell unten durch. C., die Hostelmami nannte mich "slut". Sie behauptete, sie meine das gar nicht bös und überhaupt hätte ich mich ja selbst einmal so bezeichnet. Sie übersah etwas ganz entscheidendes- dass ich das durfte. Ich gehe selten offene Konflikte ein- aus dem gleichen Grund aus dem ich selten lüge; sie brauchen zuviel Energie. Sie mochte mich nicht und kam nicht mit meinem Lebenswandel zurecht, aber das musste sie ja auch nicht. Es reichte, wenn ich das tat.

Ich trank zuviel, knutschte mit Typen rum und Mädchen und wenn ich es nicht tat, fühlte ich mich einsam.

Mit A. lief eine Weile nichts. Ich hatte es satt, dass er nie auf mich zukam. Vielleicht war ich zuviel für ihn. Ich glaube ich war für viele Leute damals zuviel. Dann lagen wir beide eines Abends vor dem Fernseher. Er lag auf einer Couch und ich auf der anderen. Und irgendwann legte ich mich dann zu ihm. Er umarmte mich und da lagen wir eng umschlungen und schauten einen Film und ich fühlte mich so geborgen und glücklich wie lange nicht. Er sagte, er habe sich so gewünscht, dass ich komme. In dem Moment dachte ich, wieso hast du nichts gesagt? Im Nachhinein denke ich wirklich, dass er dachte, ich sei zu gut für ihn. Er hatte sich nicht getraut. Wir landeten im Bad und ich gab ihm wieder einen Blow-job. Diesmal kam er. Nach ungefähr 2 Sekunden. Das traumatisierte ihn bis zum Ende, glaube ich.
Es lief also kurz etwas und dann ging er wieder dazu über mich zu ignorieren. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass er mit seiner besten Freundin im Bett landete. Ich war wütend. Ich dachte, ich bin nicht eifersüchtig und es läge nur daran, dass er mich an dem Abend versetzt hatte. Ich fand, ich hätte das Recht an erster Stelle zu stehen. Dann beschloss ich ihn auch zu ignorieren. Ich knutschte mit ein paar anderen Typen rum, um mir meine Unabhängigkeit zu beweisen. Die Wahrheit war, dass sie alle furchtbar waren.

Also küsste ich wieder ihn. Ich weiß nicht mal, ob er überhaupt bemerkt hatte, dass ich ihn ignoriert hatte. Was ich sagte, zwischen zwei Küssen, ist, dass ich ihn vermisst hätte. Das stimmte. Vor allem, weil wir uns plötzlich küssen konnten, auch wenn unsere Haare immer im Weg waren. Er nannte es unsere "Desaster-Zone" und wir lachten darüber. Nicht unsere einzig.
Mal wieder blies ich ihm einen im Badezimmer. Anders bekam er keinen hoch. Ich fand das ziemlich praktisch für ihn. Stören tat es mich nicht, nicht besonders, weil ich gerne Blow-jobs gebe. Aber es verschob das Gleichgewicht in unserer Beziehung. Es war immer ich, die mehr gab. Danach sagte er, dass das ja nur Spaß sei und nichts Ernstes und ich meinte, klar. Ich wollte bestimmt nichts Ernsthaftes mit ihm- er sollte da sein, wenn ich jemanden brauchte. Das war er zwar auch nicht, aber es war vertraut und besser als nichts.

Und dann- war ich ein böses Mädchen. Am nächsten Tag war Halloween-Party und M. war wieder da. Und ich wollte ihn unbedingt. Nur dass ich zuviel trank und nicht M. bekam und nicht A., sondern plötzlich mit einem sexy Franzosen knutschend in der Ecke stand. Alle sagten später, wir hätte uns vor aller Augen faktisch verschlungen. Vermutlich stimmt das auch. Ich ging nicht mit ihm ins Bett. Im Nachhinein dachte ich, ich hätte es tun sollen. Zwischendurch küsste ich M. Er wimmelte mich ab. Ich weiß nicht, wie A. das herausfand, aber er tat es.
Er machte umgehend mit mir Schluss. Nicht, dass wir jemals zusammengewesen wären, aber zum Schluss machen reichte es. Erst heulte ich und dann wurde ich sauer. Ich dachte, dass sich die Tatsache, dass es ja nur um Spaß ginge offensichtlich nur auf ihn bezog. Wenn ich ein nettes Mädchen war, durfte ich ihm einen blasen und gelegentlich bekam ich dafür Zärtlichkeiten, wenn ich böse war und er sich öffentlich gedemütigt fühlte, ließ er mich fallen.
Natürlich musste sich die Hostelmutti einmischen. Wie ich denn dachte, dass sich alle anderen Typen gefühlt hätten, die zugegen war und mit denen ich was gehabt hatte, als ich plötzlich mit jemand ganz anderem rumgemacht hätte? Vor aller Augen? Ich dachte, Moment, FÜHLEN? Sie hatten ihren Spaß gehabt, ich hatte etwas gehabt, manchmal Spaß und manchmal mehr Schmerz als Spaß. Dann hatten wir uns gegenseitig fallen gelassen. Ich sah keine gebrochenen Herzen und noch weniger sah ich irgendeine Verantwortung meinerseits.
C. war diplomatischer. Er sagte, wenn ich A. wollte, müsse ich aufhören, alle Welt zu haben. Am nächsten Abend, als ich beschlossen hatte, es A. zu zeigen und mich in Schale geworfen hatte und mit dem halben Tisch flirtete, half es mir bei der Durchführung dieser neuen Einstellung: Indem er mich küsste.

In der folgenden Woche wurde A. ganz einfach aus dem Grund immer begehrenswerter, weil er mich nicht mehr haben wollte. Ich beobachtete, wie er mit anderen redete und wie süß er lächelte, wenn er mit ihnen redete und ich wollte ihn zurück, wollte ihn verdammt nochmal zurück. Und dann bekam ich ihn zurück. Es war einfach. Wir waren in einer Bar und er war besoffen und ich nicht und dann küsste ich ihn. Und brachte ihn nach Hause. Und wir knutschten rum und er sagte mir immer wieder, wie toll er mich fände. Was er genau sagte war folgendes: that I was a legend, oozing sex appeal, hot, because i didn't care about anything und dass er immer über mich herfallen wolle, wenn er mich sehe. Klar habe ich das aufgeschrieben, damals. Es war das verdammt tollste, was irgendjemand je über mich gesagt hatte. Dann fielen wir übereinander her und zwar im Wohnzimmer und er zerbiss meine Lippen, zerkratzte meinen Rücken und ich hatte noch eine Woche später blaue Flecken auf meinen Brüsten. Ich war selten so erregt.

Und dann war da also wieder etwas. Ich war kreativ und da wir beide im Hostel arbeiteten, klauten wir uns den Schlüssel zu einem der Doppelzimmer oder zur Küche. Meistens landeten wir im Bad. Meistens endete es in einem Blow-job. Er bekam ihn einfach nicht hoch und wollte auch nichts tun deswegen. Ich sage gar nicht, dass es schlecht war deswegen, es war schön ihn zu küssen und sich gegenseitig anzufassen, auch wenn er danach nie wieder so grob war und ich das vermisste.
Er wollte vor anderen nie zärtlich sein. Nur manchmal lagen wir zusammen vor dem Fernseher. Ich erinnere mich an einmal, da sahen wir "American History X" und dann ist da Szene, wo Edward Norton den Jungen tötet und ich konnte nicht mehr atmen und danach konnte ich nicht aufhören zu heulen. Und A. war da.

Meistens war er es nicht. Er war tagelang abwesend und manchmal erzählte er mir später, was gewesen war, manchmal nicht. Ich hatte selten das Gefühl, an ihn ranzukommen. Mich fragte er nie etwas, es kam mir so vor, als wolle er sich gar nicht einlassen auf mich. Immer wenn ich endgültig beschloss, die Sache zu beenden, machte er wieder einen Schritt auf mich zu. Es war eine dysfunktionale Nicht-Beziehung zwischen zwei dysfunktionalen Menschen und beinhaltete auch sonst so ziemlich alle Dysfunktionen, die man sich vorstellen kann.
Er behauptete, dass ich zu gut für ihn sei und er zu alt und "fucked up". Komisch nur. Ich dachte, die natürliche Reaktion daraus sei, mich besonders gut zu behandeln. Offensichtlich sah er das anders.

Ich hatte eine Freundin, die meistens noch wach war, wenn ich von meinen nächtlichen Eskapaden zurück in den Dorm getapst kam. Wir saßen dann oft bis 5 Uhr morgens im Aufenthaltsraum, aßen Schokolade und analysierten sein Verhalten.
Ich weiß nicht, ob es die Ablenkung war, die ich mir gewünscht hatte, aber dass sie wirksam war, war nicht zu bestreiten.

Die Sache endete, als er nach Australien ging für drei Wochen. Er ging mit ein paar anderen und die Abschiedsfeiern zogen sich über drei Tage hinweg. Er redetete mit allen, nur mit mir nicht. Ich schrieb ihm schließlich eine Mail.
ok, a., as we're obviously unable to talk, let's try and write about it. so why? why did you fucking ignore me again? sorry, i should rather ask howthe flight was and if you're all well and happy which hopefully isthe case and stuff...but it fucks me up. so just answer my question and i'll leave it at that.
Seine Antwort kam prompt:
I'm sorry you feel that way but i don't know what your problem is? We were having a laugh so why get so serious???? i don't think i have to explain myself.All that said, I really do like you and hope that we can still remain friends at least - i hope you had a brillant christmas and have a fantastic new years !

Ich fand, es gab nichts mehr zu sagen. Ich behielt seine Facebook-adresse, um sicher zu gehen, dass ich ihm nicht zufällig über den Weg lief, als er wieder zurück in Neuseeland war. Es wäre eine Lüge zu behaupten, dass ich ihn auch nur einen Tag vermisste.

weiteres ablenken

Ich trieb es in den nächsten zwei Wochen mit ein paar anderen Typen. Keinen davon begehrte ich wirklich, keiner davon ist es wert, in meiner Erinnerung zu bleiben.
Ich tat es, weil es vermutlich stimmte, dass es den Schmerz betäubte. Es ließ mich nicht vergessen, aber dafür hatte ich wenigstens kurzfristig etwas Anderes im Kopf. Wenn ich mit ihnen schlief, wünschte ich mir, dass es H. sei, mit dem ich schlief. Aber weil ich ihn nicht haben konnte, wollte ich zumindest etwas.
Der einfache Grund ist, ist dass ich rallig war und Sex wollte und Sex brauchte. Ich wollte nicht wieder zu dem Menschen werden, der ich in Deutschland gewesen war. Ich brauchte das Körperliche und ich brauchte das Begehren und ich brauchte die Nähe.
Dass keiner von ihnen mir wirklich gefiel und es immer etwas von einer Notlösung hatte, von einem Trostfick- natürlich störte mich das. Aber die Alternative war in meinen Augen Abstinenz oder zumindest Geduld. Das hatte ich gehabt, das hatte mich umgebracht.
Der Sex war auch nicht technisch gesehen gut und vermutlich verstärkte er noch mein Gefühl, es nicht wirklich zu bringen. Ich wollte in allem immer gut sein, besser als der Durchschnitt. Es störte mich, dass ich es in dem Bereich offenbar nicht war.
Ich machte eine neue Erfahrung- wie man einen guten Freund verliert. Man muss nur mit ihnen in die Kiste steigen. Es gibt wenige Kerle, die danach noch genauso unbefangen mit dir umgehen, wie vorher. N.s und meine Freundschaft hielt den kleinen Fick nicht aus. Ich bereue es nicht wirklich, es war auch eine Erfahrung.