Montag, 15. Dezember 2008

von einem kiwi

Es war eine Drum'n'Base Party, die teuer gewesen war und dafür nicht besonders gut. Ich war mit jemandem da, irgendjemandem, den ich sofort wieder vergessen habe. Es war dunkel auf der Tanzfläche, ich traf diesen Kiwi, den ich nicht recht sah, der Locken hatte und furchtbar betrunken war und mit dem ich irgendwann rumknutschte und die Party verließ. Ich mochte den Gedanken, dass er so betrunken war und dass ich es nicht war und dass ich alle Macht über ihn hätte. Wir nahmen ein Taxi und fuhren zu seinem Haus.
Dann gingen wir auf sein Zimmer und vögelten, ich erinnere mich nicht mehr, aber vermutlich war er zu besoffen. Wir schliefen ein. Irgendwann waren da Stimmen, seine Kumpels, die zurück waren und sich dumm und dämlich lachten- über ihn wahrscheinlich und über mich. Sie gingen, aber ich war wach und er war wach und ich war so scharf darauf und dann vögelten wir nochmal und es wurde besser. Wir schliefen, wachten auf und vögelten und irgendwann war er nüchtern und irgendwann sah ich ihn an und er hatte ganz wunderbare Wangenknochen und schöne Lippen und einen unheimlich muskulösen Oberkörper. Er nahm meine Beine und strich mit meinen Füßen über sein Gesicht und über seinen Oberkörper und es war reichlich bizarr, aber dann war es auch ungewöhnlich und außergewöhnlich und ich mag Dinge, die aber das Gewöhnliche hinausgehen. Sein Zimmer war karg, bis auf ein paar Pornobilder an der Wand. Das sah ich am Morgen, wir schliefen ein bisschen länger, vögelten nochmal und dann sagte er, er wäre nüchtern genug, um mich heimzufahren. Wir gingen und aßen Fish&Chips, dann fuhr er mich zu einem Strand. Die Sonne schien, der Himmel war blau, der Sand des Strandes ein helles Beige und auf den Wellen ritten ein paar Surfer und hinter dem Strand lagen Hügel mit grünem , saftigen Gras. Es war so schön, es nahm mir den Atem.
Wir liefen am Strand entlang und er redete nichts und mir fiel nichts ein und dann wollte ich auch allein sein mit mir und dem Strand und den Sand unter meinen Zehen.
Er fuhr mich zum Hostel zurück. Und das war das.

Bell Lodge

Bell Lodge war Kiwi pflücken und Kiwi pflücken war gut, weil ich nicht dachte. Am ersten Tag traf ich J. aus Holland und wir fingen zusammen an zu arbeiten, hingen miteinander ab und irgendwann fiel mir auf, dass er eigentlich ziemlich heiß war. Wir aßen zusammen Fish und Chips und kifften gemeinsam und irgendwann küsste er mich und fasste mir in der nächsten Sekunde unter den Pullover und dann in die Hose. Ich war dabei seine Hose auszuziehen, als ihm einfiel, dass er eine Freundin habe und nicht könne.
Dann war da B., Israeli, der ein bisschen merkwürdig war und zu der Sorte Mensch gehört, die einen nie ansieht, wenn er mit einem redet. Aber er konnte gut kochen und hatte dunkle Haare, die er zu einem Pferdeschwanz band. Irgendwann tranken wir eine Menge Rotwein und küssten uns, er küsste nicht gut und dann gingen wir irgendwo in einen Hintergarten und trieben es dort. Und ich fand ihn so furchtbar lächerlich.
Dann waren da natürlich die zwei Argentinier, die ich mal geküsst hatte, als wir weg waren.
Und M., der Schwede auf den ich wirklich stand. Der hatte lange, braune, wellige Haare, große blaue Augen, jonglierte ununterbrochen, trug niemals Schuhe und ich unterhielt mich mit ihm eine Stunde über Astrid Lindgren Bücher. Zwischen uns lief nichts und er ging ziemlich bald.
Und kurz nachdem B. und ich "etwas hatten" und ich es sagenhaft lächerlich fand und den ganzen Tag nur an M. dachte und wie ich B. mit ihm betrügen sollte- gingen wir am Abend weg und B. kam nicht mit und ich trank erst eine Flasche Wein, dann Bier und dann knutschte ich mit J. rum, einem Deutschen, der ein bisschen aussah wie Edward mit den Scherenhänden und immer auf Drogen war. Auf den stand freilich eine andere Deutsche, T. und das wusste ich auch. Was ich nicht wusste, war, dass sie in dem Bett unter dem schlief, wo wir es letztlich miteinander trieben. Vielleicht bin ich nicht der beste aller Menschen, aber das tat mir wirklich leid.
Fabelhaft war, dass plötzlich B. in dem Zimmer auftauchte, nach mir rief, einen nackten J. in meinem Bett liegen sah und die Flucht ergriff. Also schmiss ich J. aus dem Bett und beschloss, einfach nur zu schlafen, als wie ein Geist B. in dem Zimmer stand, von seinem Feuerzeug erhellt und seine Stimme war scheiße ruhig, als er sagte: "Why did you fuck with him? He? Why did you fuck with him?". Und da stand er mit seinem Feuerzeug und redete mit mir wie ein verdammter Psychopath und ich schrie nur: "Fuck off! Get the fuck out of my room!" Und geisterhaft wie er erschienen war verschwand er auch wieder.
Wollen wir über meinen Ruf in dem Hostel reden? Die Wahrheit ist, mir war es egal. Und die andere Wahrheit ist, den meisten anderen auch.
Zum Abschied trieben J. und ich es noch einmal im Bad- und das war scheiße geil.

von bösen gedanken

Was dann kam war nicht gut und es kam in Form von einer Gruppe aus drei Deutschen und einem Iren. Zwei der Kerle waren sofort hingerissen- der Dritte war der, den ich wollte. Wir gingen aus, es war schön und es passierte nichts.
Dann gingen wir nochmal aus. Ich hatte mich mit S. unterhalten und ich mochte ihn- als Gesprächspartner. Er war ok, ja, ok und es war klar, dass er mich wollte. Wir gingen also weg und er küsste mich und ich küsste zurück. Und dann küssten wir ein bisschen mehr und plötzlich liefen wir alleine zum Hostel zurück. Was ich denke, ist dass ich ihn nicht will und dass ich das jetzt aber zugelassen habe und jetzt ist es ins Rollen gekommen und jetzt müsste ich Energie aufwenden um es zu stoppen. Energie, ich dachte Energie. Ich dachte, egal, soll er mich halt ficken, was solls, kriegt er was er will und kann sich nicht beklagen und es ist eh egal, es ist gleichgültig. Es ist nur Sex, es ist nur jemand, der meinen Körper benutzt. Also gingen wir in meinem Zimmer und mein Bett und er fickte mich. Und die ganze verdammte Zeit dachte ich an J.

Samstag, 22. November 2008

a night of fucking bliss

Der Typ war Schotte und hatte einen sagenhaften, sexy, schottischen Akzent.
Ich war nach Nelson gekommen, um meine Freundin wiederzusehen und zu arbeiten und sie erzählte mir davon, dass einer Geburtstag hatte und feiern wollte und ich dachte, hoffentlich ist er heiß und hoffentlich ist er genauso scharf drauf wie ich.
Er hatte dunkelblonde, kurze Haare, so etwas wie einen 5 Tagesbart und blaue Augen. Ich stehe nicht so auf blaue Augen, aber sie sahen gut aus an ihm. Als ich ihn kennenlernte, saß er draußen mit einem Kumpel, trug eine dicke, fantastische Strickjacke, trank Bier und spielte Schach. Er verlor immer, aber spielte einfach weiter.
Wir unterhielten uns und ich hatte das Gefühl nur scheiße zu labern und ich hatte das Gefühl, er sehe mich an und würde genau das denken.
Später gingen wir zusammen weg, wir waren zu fünft, drei Jungs, zwei Mädchen, gingen in einen Pub Fußball schauen und ich redete mit meiner Freundin bis sie und einer der Jungs nach Hause gingen. Dann redete ich mit den Jungs.
Es gab diese Situation, wo sich eine englische Schnepfe an ihn ranmachte und Bier erschnorren wollte. Er ließ sie abblitzen.
Und dann schlossen die Pubs, weil am nächsten Tag Feiertag war und wir liefen durch die Straßen und wir fingen an mit diesen Kerlen zu sprechen, einem Maori und seinem Bruder, im Hintergrund standen ein paar Frauen. Sie meinten sie wüssten noch einen Ort, wo wir hingehen könnten. Eine der Frauen nahm mich beiseite und meinte, sie müsse mir sagen, dass das ein Bordell sei. Ich meinte, prima, war ich noch nie drin. Und dann gingen wir dort hin.
Der Schuppen war langweilig. Ein Raum mit einer Bar, einer Stange, einem Tisch und ein paar Sofas. Ein Kunde, ein älterer Kerl, der nicht schmierig, aber dafür sagenhaft langweilig wirkte, lümmelte auf der Coach rum und später gesellte sich ein sehr hübsches Mädchen in Morgenmantel zu ihm. Und das war alles.
Wir tranken mehr Bier, dann ging der 2. Kerl und wir waren alleine und küssten uns. Soviel weiß ich noch- dass er verdammt gut küsste. Und dass er meine Haare packte und nach hinten zog. Eine Weile machten die Typen, mit denen wir gekommen waren, noch anzügliche Kommentare- dann schmiss uns der Besitzer raus. Ich war ja kostenlos und nicht aus seinem Stall- schlecht fürs Geschäft sowas.
Wir liefen die Straße runter und fielen in regelmäßigen Abständen übereinander her und scheiße war das heiß. Vermutlich hätte er mich da und dann genommen gegen eine Hauswand. Aber wir schafften es ins Hostel und dort in die Dusche. Und der Typ machte einfach verdammt alles richtig. Er küsste hart und biss, zog meine Haare und fesselte meine Handgelenke, fesselte meine verdammten Handgelenke, diese Fantasie, die ich die ganze Zeit gehabt hatte und er tat es einfach. Und dann nahm er mich unter der Dusche und ich war so erregt, ich hätte ohnmächtig werden können.
Wir gingen in die Küche, tranken Wasser und dann gingen wir ins Bad zurück und vögelten auf dem harten, nassen Badezimmerboden.

Ich könnte die Geschichte weitererzählen, aber nicht jetzt. Meine Erfahrung ist, dass man für alles zahlt im Leben und ich habe gezahlt, später, aber bis zu diesem Moment, dem Moment wo er mich fickte in diesem Bad auf diesem Boden, war es eine verdammt gute Nacht.

von der begierde

Danach hatte ich ein paar Kerle, ein paar in Ordnung, ein paar weniger, aber es war egal, es war mir so gleichgültig. Ich trieb es mit ihnen, weil das besser war, als das andere. Das andere war der Abend in Queenstown, als ich am dunklen Strand lag und mich so furchtbar allein fühlte und es tat so weh, als würden 20 Messer mein Innerstes durchstoßen. Der Sex lenkte mich von mir selbst ab. Danach konnte ich mich ärgern oder freuen, aber es blieb auf einer oberflächlichen Ebene. Es war zu egal um weh zu tun.
Eine Weile arbeitete ich in Blenheim bei der Weinernte und hatte eine fantastische Zeit. Mein Boss war Maori, groß, breit und über seine muskulösen Oberarme erstreckte sich ein fantastisches Tatttoo und er war einer der Gründe, wieso ich jeden Tag gerne um 5.30 aufstand. Er hatte ein jungenhaftes Grinsen und wenn das das erste war, was ich von ihm bekam am frühen Morgen war es ein guter Tag. Wir flirteten ein bisschen, ich lächelte ihn an, er zurück, er zwinkerte mir zu. Er zeigte mir etwas mit der Schere, strich über meine Hand und dann über die Stelle kurz über dem Hintern. Er umarmte mich. Aber so war er mit vielen, so körperlich und natürlich beschwerte sich niemand, dazu war er zu verdammt heiß. Den halben Tag stellte ich mir seinen nackten Körper vor und wie wir vögeln würden zwischen den Weinreben. Natürlich kam es nie zu etwas, aber es war heiß. Und diese kleinen Backpackerficks fühlten sich so lächerlich an gegen ihn an, natürlich hatte ich sie auch dann, aber sie fühlten sich noch lächerlicher an als davor.

filmriss

2 Wochen lang nichts, kein Kerl, kein Sex, nichts. Nur die Erinnerung an ihn und die Gewissheit, es vertan zu haben.
Ich war in Christchurch, weil ich arbeiten wollte, musste, arbeitete in diesem Hostel. Draußen strömte der Regen, es war grau, kalt und furchtbar. Ich teilte mir das Zimmer mit den anderen Mädchen, die in diesem Hostel arbeiteten, 2 Asiatinnen, 3 Deutschen von denen 2, man kann es nicht anders sagen, doofe Kühe waren und einer Australierien, die älter war als wir und sehr autoritär. Dann war da dieser Kerl, der schon seit längerem in dem Hostel war und Engländer und mich toll fand. Und ich wollte ihn nicht, unter keinen Umständen wollte ich ihn.
Eines Abends tranken wir und spielten dieses Spiel, "Never ever i have i ever". Man sagt etwas, was man vielleicht schon getan hat, aber was ungewöhnlich ist und wer es getan hat trinkt, wer nicht, trinkt nicht und muss als nächstes das Wort ergreifen. Natürlich ging es fast nur um Sex und irgendwann stellte ich fest, dass ich dauernd trank. Und zu einem Zeitpunkt erwähnte ich die Gangbang Geschichte. Ich sage..."und da standen 2 und schauten zu" und da werfen sich die Australierin und der Engländer gleichzeitig und spontan vor mir auf die Knie und huldigen mir. Ab diesem Moment verschwimmt die Erinnerung. Irgendwann küsse ich die Australierin...Schwärze...wir sind in einem Pub...Schwärze...Schwärze...ich liege auf den kalten Badezimmer des Hostels vor der Dusche und treibe es mit dem Engländer, treibe es aktiv mit dem Engländer...Schwärze.
Ich schaue ihn nicht mehr an, würdige ihn keines Blickes und bin so erleichtert, als er endlich abreist. Es ist dieser Kontrollverlust der mich wütend macht auf mich selbst und fast an mir verzweifeln lässt. Ihn auch nur zu sehen, zieht alles in mir zusammen.

Montag, 17. November 2008

von einer trophäe

Takaka ist von diesen Bergen umgeben, diesem Fluss und wenn man etwas weiter fährt einem Meer, einem azurblauen Meer und goldenen Stränden. In den wenigen Läden verkaufen sie asiatische Fischermannshosen und man vermutet, dass hier jeder seinen eigenen kleinen Cannabisgarten hat.
Und da ist dieses Hostel, es ist klein und gemütlich und als J., das deutsche Mädchen und ich die Tür öffnen an diesem sonnigen Morgen strömt uns der Geruch von frischgebackenem Brot entgegen. Und wie um das Bild perfekt zu machen, steht plötzlich ein sehr verwuschelter, sehr verschlafener Kerl in der Küche,mit längeren, hellbraunen, leicht gewellte Haaren, einem fein gezeichneten, vergötterungswürdigen Gesicht und mit einem schüchternen Lächeln, das eine kleine Zahnlücke entblößt.
Den Tag verbringen wir in der Natur und mit der Natur und dann ist es abend und wir sitzen draußen, vielleicht sich wir zu zehnt, trinken Wein, reden, reden und einer spielt Gitarre. Und ich weiß was ich will und gleichzeitig bin ich davon überzeugt, es niemals zu kriegen. Und dann ist da mehr Wein und Wodka und meine Hand, die ganz leicht das Tattoo an seinem Knöchel berührt. Meine Hand die sich an seinem Oberschenkel tastet und sein Bein, das sich gegen meines presst. Die Dunkelheit vor der Waschküche. Und dann küssen wir uns und es ist wie im Traum und ich versuche es festzuhalten und zu verstehen, dass es wirklich passiert.
Dann sitze ich auf der Waschmaschine, wir küssen uns und meine Beine umschlingen ihn und wir wandern unter die Dusche und während das warme Wasser uns überströmt, nimmt er mich gegen die Duschwand.
Irgendwann sitzen wir draußen und rauchen Gras und da ist ein Sternenhimmel über uns. Und dann sind wir im Bad und im Halbdunkel zeichnet sich der Schwung seiner Wangenknochen ab. Und alles was ich denken, alles was ich sagen kann, ist du bist zu verdammt schön. Später treiben wir es auf dem Badezimmerboden und Gott, es ist schön, es ist ästhetisch.
Und dann geht er in sein Bett und ich in meines und natürlich ist es schon fast eine Lüge ihn als Trophäe zu bezeichnen, denn als ich am nächsten Morgen abreise und wir keine Nummern ausgetauscht haben, tue ich nichts anderes, als es zu bereuen. Bereuen abgereist zu sein. Und von Trophäen sprechen impliziert, dass man jemanden benutzt und sammelt und darin bin ich so schlecht, so verdammt schlecht.
Bis heute weiß ich nicht, wieso ich nicht wenigstens noch einen Tag geblieben bin und ich kann es nur damit erklären, dass ich so Angst hatte, dass es doch nur ein Traum war und sofort einer Seifenblase gleich zerplatzen würde am nächsten Morgen.

Sonntag, 9. November 2008

vom sommer

Ich ging nach Wellington und hatte eine schöne Woche. Ich traf Y., wir redeten, er hatte deutsche Eltern und schöne lange Wimpern und war nett und anständig und ich dachte, ja oder nein, entschied mich für ja. Wir gingen zu einem Konzert, tranken eine Menge, ich küsste ihn, wir landeten im Bett. Der Sex war wild und geil und in meiner Erinnerung völlig vernebelt. Irgendwann standen wir zusammen unter der Dusche und er schaut mich an und sagt einfach nur, dass ich so schön bin.
Und zum ersten Mal in diesem Jahr geht es mir gut am nächsten Morgen, saugut. Ich fahre auf die Südinsel und ich darf auf der Farm seiner Eltern arbeiten und es ist unbeschreiblich schön dort.
Zwei Tage lang haben Y. und ich noch Sex. Wir schwimmen im Fluss und ich tauche und tauche auf und er küsst mich und dann gehen wir in der Nacht schwimmen im Meer und im Wasser umschlinge ich ihn mit meinen Beinen und wir küssen uns, über uns der Sternenhimmel und ein voller, leuchtender Mond. Ich denke, verdammt, wenn das mit einem Kerl wäre, den ich wirklich begehre, es wäre verfickt perfekt.
Er stellt Fragen. Er fragt, wieso ich so unterwürfg bin im Bett, wieso sich so auf Beißen und Kratzen stehe und ob ich ihn wirklich will. Und ich kann keine davon beantworten.
Dann trifft er ein anderes Mädchen und beendet alles. Und obwohl ich ihn gar nicht wirklich will, tut es weh. Weil es sich so geborgen angefühlt hat und weil ich nicht abserviert werde für jemand anderes. Ich werde verdammt nochmal von niemandem abserviert.

Montag, 6. Oktober 2008

Dunkles Wasser

Ich glaube der Gang-bang nahm mich mehr mit, als ich es wollte und ich es mir eingestehen konnte. Es weckte in mir ein Gefühl von Misstrauen gegenüber Jungs, dieses Gefühl, sie hätten keine Regeln und keine Ehre und keinen Anstand und würden alles ficken, was es zuließ.

Ich reiste herum und eines Abends ging ich wieder aus mit zwei Typen, die ich beide nicht wollte. Aber ich dachte, ich müsse mal wieder ausgehen und dann dachte ich gar nicht mehr soviel. Sie waren nett und wir spielten Billard und tranken und redeten und ich wusste, dass mindestens einer etwas wollte von mir.

Und dann hatte ich irgendwann einen Shot zuviel und wir standen an der Uferpromenade zu Lake Taupo und ich erzählte von der Sache mit dem Gang-bang und dass ich seitdem vorsichtig gewesen war. Und dann küsste er mich. Ich dachte, scheiße, wieso küsst der mich, wenn ich gerade gesagt hab, dass ich eine scheiß Sache mit Jungs hatte. Aber ich sagte auch nicht nein. Ich sagte auch nicht nein, als wir zum Strand runtergingen und er mich fickte und dann in meinen Mund kam.

Ich lag nur auf dem Rücken im Sand, hörte die Wellen gegen das Ufer schlagen, dachte an das dunkle Wasser und wie ich hineinlaufen würde, es mich umschlingen würde und mitreißen. Und ich mich fallenlassen würde und versinken.

Und er tat etwas was ich nicht gewollt hatte- er bemerkte es. Und den ganzen Rückweg zum Hostel lang fragte er mich, wieso ich nicht nein gesagt hätte, wieso zum Teufel ich nicht nein gesagt hätte. Und ich sagte, es ist egal und es macht nichts und es wäre ja nicht so, als ob er mich vergewaltigt hätte. Er sagte, so fühle er sich aber. Wieso ich nicht nein gesagt hätte? Ich sagte, ich weiß nicht, ich kann nicht. Du kannst nicht nein sagen? Ich kann nicht, ich weiß nicht wieso, ich kann es einfach nicht, aber es ist nicht deine Schuld. Und dann waren wir irgendwann beim Hostel und er fragt mich, ob ich Sex haben will mit ihm unter der Dusche. Da ich nicht lügen will- was ich gedacht habe in diesem Moment war, wie bitte? Und gleichzeitig: will ich Sex mit ihm unter der Dusche? Ich habe es mir ernsthaft überlegt. Ich sage, nein und da sagt er, siehst du, du kannst das. Nein sagen.

Dann gingen wir schlafen. Ich wachte auf am nächsten Morgen und dachte, wow, er fühlt sich schuldig und schlecht und irgendwie war die Schuld und das schlechte Gefühl, das er auf sich geladen hatte, Grund für mich mich erleichtert und gut zu fühlen. Er fühlte sich schlecht für mich, also konnte es mir gut gehen. Die Sonne schien und ich saß am See und das Wasser war blau und durch die Luft wehte der Duft von Eukalyptus.

Ich könnte die Geschichte an dieser Stelle abbrechen, aber da ist ein entscheidender Punkt, der aus dem Dunkel des Wassers an die Oberfläche gebracht werden muss. Dass in dem Moment, in dem er sich schlecht fühlte und entschuldigte mir etwas genommen wurde, was ich unbedingt wollte. Das Recht mich als missbrauchtes Opfer zu fühlen. Es war keine Vergewaltigung und natürlich war das gut und ich wollte nicht vergewaltigt werden. Und irgendwie wollte ich es doch. Weil dann Dinge aufgehört hätten uneindeutig zu sein. Weil ich dann Opfer hätte sein dürfen und jeder gewusst hätte, dass ich kaputt bin und wieso ich kaputt bin und ich selbst es gewusst hätte. Und weil ich dachte, dass dann jeder da gewesen wäre für mich. Ich wünschte, es würde da aufhören, aber manchmal habe ich Angst, dass es noch einen dunkleren Hintergrund gibt- dass sich ein Teil von mir sich weiden würde an meiner Erniedrigung und meinem Schmerz. Ein mieser kleiner Bastardteil in mir.

getting gang-banged

A. war weg und es lief nicht viel bis zum neuen Jahr und dann nahm ich mein Zeugs und verließ Auckland endlich.
Ich ging mit einer Freundin nach Raglan, einen bekannten Surferort und natürlich wäre es eine schamlose Lüge, wenn ich behaupte nicht an heiße Surfer gedacht zu haben dabei.
In der Hinsicht war Raglan ein bisschen enttäuschend, ansonsten war es fantastisch. Dann gingen B. und ich aus. Unser Ziel war womöglich der Absturz und wir fingen den Abend mit je einer Flasche Wein an. Das war vielleicht um 7. Dann gingen wir in die Bar.
Wir kauften uns gegenseitig Drinks und tanzten und amüsierten uns prächtig und aus den Augenwinkeln sah ich einen süßen Kerl in einem weißen T-Shirt und dachte, hm, und dann verlor ich ihn wieder aus den Augen. Irgendwann küsste mich ein Japaner und ich riss mich mit Müh und Not los und wankte zu B. Sie redetete mit irgendjemandem und trank und saß an der Bar und wir hatten davor schon über den Barkeeper geredet, der lange, blonde Haare hatte, zu einem Pferdeschwanz genommen und verdammt heiß aussah. Ich war betrunken, was nicht hilft und mich auf noch dümmere Gedanken bringt und deswegen dachte ich, ich könnte ihn doch fragen, ob er einen flotten Dreier will mit mir und B. Ich fragte sie, ob das nicht eine tolle Idee sei. Zum Glück sagte sie nein.
Und dann dachte ich, den süßen Typen wieder zu sehen. Um ehrlich zu sein, weiß ich bis heuete nicht, ob er es war, Alkohol umnebelt mein Sichtfeld. Ich ging zu ihm hin und fragte, ob er etwas dagegen hätte, dass ich ihn küsse. Er meinte, nein.
Also küssten wir uns und dann knutschten wir rum und dann waren wir in einem Taxi auf dem Weg zu seinem Ferienhaus. Und dann lagen wir zusammen im Bett und er war besoffen und kriegte nichts groß auf die Reihe. Irgendwann ging er ins Bad und ich blieb allein im Bett liegen.
Und dann kamen seine Freunde zurück, walisische Jungs und öffneten die Tür und da lag ich, splitterfasernackt und das beste was mir einfiel, war mich umzudrehen, dass man wenigstens nur meine Rückseite sehen konnte. Die Decke hochzuziehen wäre vielleicht effektiver gewesen.
Die Jungs fanden es in jedem Fall nicht angbracht zu gehen und die Tür zu schließen. Stattdessen machten sie Witze darüber, dass ihr Kumpel es ja wohl nicht brächte. Sie sagten, dass das ja wohl völlig unverständlich wäre bei jemand heißem wie mir.
Ich glaube es waren 3 und zwei setzten sich jetzt aufs Bett neben mich. Und dann küsste mich einer. Und irgendjemand lachte und fragte ob ich je gebang-banged worden sein. Ich murmelte, nö, hatte nur mal 2 Typen. Und dann knutschten wir vielleicht rum, auf jedenfall erinnere ich mich, dass ich irgendwan auf dem Rücken lag und einer fickte mich und die anderen schauten zu. Ich fand das mehr seltsam als irgendetwas anderes. Ich verstand nicht recht, was es für einen Reiz ausmachen soll von seinen Kumpels beobachtet zu werden. Andererseits- es hatte etwas, etwas verruchtes und ein bisschen etwas von ich bin in ihrer Gewalt, was mich anmachte.
Hauptsächlich aber war ich betrunken und wenn ich betrunken genug bin sind mir Dinge meistens ziemlich egal.
Später fickte ich mit einem Dritten, der war gut im Bett und offensichtlich kaum betrunken. Und er wollte Analsex, was viele Jungs wollen, wenn sie einen One-Night-Stand haben und denken mit ihr geht das schon.
Und ich wusste nicht, ob ich das wollte, aber ich wusste auch nicht, dass ich das nicht wollte. Und ich dachte, dass es kaum mehr weh tun könnte, als das andere. Das tat es auch nicht. Aber auch nicht weniger. Ich dachte, na gut, jetzt weiß ich das.
Dann gingen wir raus und rauchten und eigentlich wollte ich gehen. Und sagte, sie sollten mir ein Taxi holen, was dann aber so gar nicht ging und mir war klar, dass sie das extra machen und mich dabehalten wollen und ich dachte, ich bin zu betrunken, um mich selbst drum zu kümmern und laufen kann ich auch nicht und was solls penn ich halt hier. Und legte mich zurück ins Bett. Und der Junge von vorher kam zurück und sagte ich solle mich ausziehen und wir hatten mehr Sex. Dann ging er raus und ein anderer kam rein und ich dachte, scheiße, ich will das nicht und den nicht und die können nicht einfach so der Reihe nach reinspaziert kommen, als ob ich eine Hure wäre. Ich sagte, er solle gehen. Er ging und der andere kam zurück. Und vermutlich hatten wir dann noch Sex und dann schliefen wir ein und versuchten in dem Doppelbett so weit wie möglich auseinanderzuliegen.
Ich wachte irgendwann auf und zog mich an und schlich mich ins Bad und die anderen Jungs lagen im Wohnzimmer und ich hatte nicht die geringste Ahnung, wo ich war und wie ich zurückkam zu meinem Hostel. Aber ich dachte, alles ist besser, als warten bis sie aufwachen und schlich mich aus dem Haus.
Es war einfach, ich lief die Straße runter, fragte jemanden und die sagte mir, wo ich hinmusste. Ich lief zurück zu meinem Hostel und dann zog ich meinen Bikini an und sprang diese 5 Meter hohe Brücke runter, ins kühle, dunkle Wasser.
Ich fühlte mich überfordert, von dem was passiert war. Mehr noch von dem, was ich zugelassen hatte und was es über mich aussagte.
Was half war B., die irgendwann um Mittag auftauchte und von irgendwelchen Trotteln erzählte mit denen sie mitgegangen sei. Ich musste soviel lachen, dass ich nicht lange nachdenken konnte über mich und meine Trottel.

Donnerstag, 2. Oktober 2008

intermezzo

Zu einer Zeit, als A. und ich in einer Phase des "offs" waren, hatte ich Sex mit einem sehr heißen Brasilianer. Es war entspannend, weil er A. so unähnlich war.
Er war extrem gut bestückt und der Sex war -oh Wunder- nicht dysfunktional. Ich habe insgesamt mit drei Südamerikanern geschlafen bis jetzt, was nicht repräsentativ ist, nur dass meine Erfahrung immer dieselbe war. Dass es ihnen im Bett immer nur um sie selbst und ihre Befriedigung geht.
Wir gingen ins Bad und er wollte, dass ich an ihm runtergehe. Noch eine dieser Wahrheiten ist, dass ich mir das immer von A. gewünscht hatte, dass er mir Befehle gibt. Es machte mich an. Nur dass ich, als ich unten war, nicht das Gefühl hatte, ihn irgendwo hinzubringen. Ich ging wieder hoch und fragte, was ich falsch mache. Er fragte, oh, willst du denn, dass ich komme? Ich dachte, will ich das? Ich dachte, ich will, dass ich einen Mann zum kommen bringen kann und dass jeder Typ sagt, ich würde einen fantastischen Blow-job geben.
Ich ging wieder runter und er half mit der Hand nach. Ich fand es lächerlich und in gewisser Weise auch demütigend.
Dann gingen wir ins Wohnzimmer. Es war spät in der Nacht und im Nachhinein bin ich froh, dass keiner rein kam. In dem Moment war mir das gar nicht so bewusst, ich war zu betrunken, zu bekifft und zu gleichgültig. Ich konnte nicht auf ihm sitzen, er war zu groß und es tat unerträglich weh. Also nahm er mich von hinten. Das war das erste Mal und ich fand es sexy.
Danach stellte ich ihm meine Standardfrage, wieso ich, was er an mir fände. Lächerliche Fragen für mein Selbstwertgefühl. Er war der Einzige, der nicht mitspielte. Er sagte, er habe das gebraucht und ich offensichtlich auch und das sei alles. Ich fand es wahnsinnig...erleichternd. Es ist schwer, das zu erklären, aber ich hatte das Gefühl, dass er den Sex dahinstellte, wo er hingehörte und ihm das Bedeutungsschwere nahm.
Er war der einzige Kerl mit dem ich mich danach besser verstand als vorher. Wir gingen völlig locker und unbeschwert miteinander um, machten blöde Witze, hatten eine Menge Spaß und ich mochte ihn wahnsinnig. Manchmal wenn ich ihm den Rücken zukehrte, dachte ich daran und dann dachte ich, vielleicht denkt er auch daran und da war ein kleines Prickeln, was unsere Beziehung bereicherte.
Zwischen uns passierte nichts mehr, aber als die Hostelmami meinte, wie heiß er doch sei, musste ich daran zurückdenken und irgendwie fühlte ich mich saugut.

Mittwoch, 1. Oktober 2008

eine nicht-beziehung

Irgendwann in diesem Zeitraum erschienen zwei Typen im Hostel. Der eine war Engländer, hieß M., hatte lange blonde Locken, ein feines, besonderes Gesicht und einen intensiven Blick. Er war 25, Surfer, umgänglich und ich fand ihn umwerfend. Der ander war Ire und hieß A.. Er war lang und schlaksig, hatte wenige Haare, die schulterlang waren und die er in einen Pferdeschwanz band. Er hatte sehr dunkle Augen und ein süßes Lächeln und jeder mochte ihn. Er war 30 und strahlte etwas Erfahrenes aus. Gleichzeitig war er wahnsinnig schüchtern. Es ist schwierig zu beschreiben, aber das war es auch, was seinen Reiz ausmachte.
Er strich eines der Zimmer. Immer wenn er das tat, schaute ich vorbei, um ihm ein bisschen Gesellschaft zu leisten. Einmal sagte er, für ihn wäre das immer gewesen, wie wenn die Sonne aufgeht. Einmal träumte ich davon ihn zu küssen.
Dann saß ich eines Abends mit beiden vor der Tür des Hostels, wir tranken Bier und redeten und in meinem Kopf war es wie mit diesem Abzählreim. Enemene muh, dachte ich, wen nehm ich? Ich weiß nicht, inwiefern es irgendjemandes bewusste Entscheidung gewesen war. Aus meiner Sicht ergab es sich einfach.
Irgendwann saß ich mit A. auf dem Sofa und irgendwann hielten wir Händchen und irgendwann küssten wir uns. Er küsste furchtbar, nass und laut. Ich dachte später häufig, dass ich M. hätte nehmen sollen.

Am nächsten Tag ging ich mit ein paar Leuten aus dem Hostel aus und wir saßen in einer Bar. Neben mir saß auf der einen Seite A. und auf der anderen M. und ich hatte je eine Hand auf einem Knie. Außerdem waren zwei Typen in der Bar mit denen ich es getrieben hatte. Es gibt da diese Parfümwerbung für "Cinema", da ist diese Frau, die umschwärmt wird von heißen Typen. Genau so fühlte ich mich in dem Moment. Mächtig, sexy und unwiderstehlich.
Irgendwann wollte A., dass wir gehen. Wir traten aus der Bar und da stand M. und ich küsste ihn. Es war sexy und wenn ich an den Kuss denke, sehe ich einen Sternenhimmel vor mir. Dann gingen A. und ich. Natürlich hatte er es mitbekommen und vielleicht störte es ihn. Er fragte nur wieso? und ich antwortete, dass ich es habe wissen wollen. Was gab es sonst zu sagen. Wir gingen ins Bad und knutschten rum und dann ging ich an ihm runter. Er war sehr klein. Mich störte das gar nicht, aber ihn und das machte es zu einem Problem. Er kam nicht und ich fand es lächerlich.
Am nächsten Tag entschuldigte ich mich bei M. für mein "sexual harrassment". Er lachte. Dann fragte er, wohin ich denn verschwunden sei. Ich sagte, gegangen. Ich sagte nicht, mit A. Aber zu spät war es da trotzdem schon.

Was dann passierte war eine Mail von H. Er sagte, dass er keine Fernbeziehung wollte. Eigentlich war es lächerlich, aber erst diese Mail machte mir klar, dass es nichts mehr gab und nichts mehr geben würde. Die nächsten zwei Tage kann man zusammenfassen mit "Ich habe viel geheult."

Und danach war da ein anderer Kerl, ein Deutscher, C. Auch einer der long-term Gäste. Er hatte rote Haare und ich hatte ihn nie besonders attraktiv gefunden und ich weiß, dass auch ich nicht sein Typ war. Wir redeten stundenlang, tranken eine Menge Bacardi und dann küsste er mich. Der Kuss war fantastisch. Hart und sexy. Er sagte, danke. Später knutschten wir vor dem Hostel rum. Es war irre; grob und leidenschaftlich. Die Wahrheit über C. war ja, dass er sich an alle ranmachte. Wir witzelten, er habe es eben nötig. Zwischen uns lief lange Zeit immer wieder was und es ging meistens von ihm aus. Ich fand es hart, ihm zu widerstehen.

Dann ging M. Ich schrieb in mein Notizbuch: M. geht und ich glaube, ich ich hätte mich in ihn verliebt, wäre er geblieben. Er hatte etwas gefährliches. Also ist es besser, er ist weg. Oder nicht. Oder doch. Whatever. Who cares.

Ich wusste nicht, was da lief mit A. Von ihm aus lief nie etwas. Aber er wehrte sich auch nicht, wenn ich ihm abends einen Gute-Nacht-Kuss gab. Er wusste, dass etwas lief mit C. und es störte ihn nicht, sagte er, weil C. sein Freund war.
Nicht alle waren so tolerant. Mein Ruf im Hostel war vermutlich ziemlich schnell unten durch. C., die Hostelmami nannte mich "slut". Sie behauptete, sie meine das gar nicht bös und überhaupt hätte ich mich ja selbst einmal so bezeichnet. Sie übersah etwas ganz entscheidendes- dass ich das durfte. Ich gehe selten offene Konflikte ein- aus dem gleichen Grund aus dem ich selten lüge; sie brauchen zuviel Energie. Sie mochte mich nicht und kam nicht mit meinem Lebenswandel zurecht, aber das musste sie ja auch nicht. Es reichte, wenn ich das tat.

Ich trank zuviel, knutschte mit Typen rum und Mädchen und wenn ich es nicht tat, fühlte ich mich einsam.

Mit A. lief eine Weile nichts. Ich hatte es satt, dass er nie auf mich zukam. Vielleicht war ich zuviel für ihn. Ich glaube ich war für viele Leute damals zuviel. Dann lagen wir beide eines Abends vor dem Fernseher. Er lag auf einer Couch und ich auf der anderen. Und irgendwann legte ich mich dann zu ihm. Er umarmte mich und da lagen wir eng umschlungen und schauten einen Film und ich fühlte mich so geborgen und glücklich wie lange nicht. Er sagte, er habe sich so gewünscht, dass ich komme. In dem Moment dachte ich, wieso hast du nichts gesagt? Im Nachhinein denke ich wirklich, dass er dachte, ich sei zu gut für ihn. Er hatte sich nicht getraut. Wir landeten im Bad und ich gab ihm wieder einen Blow-job. Diesmal kam er. Nach ungefähr 2 Sekunden. Das traumatisierte ihn bis zum Ende, glaube ich.
Es lief also kurz etwas und dann ging er wieder dazu über mich zu ignorieren. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass er mit seiner besten Freundin im Bett landete. Ich war wütend. Ich dachte, ich bin nicht eifersüchtig und es läge nur daran, dass er mich an dem Abend versetzt hatte. Ich fand, ich hätte das Recht an erster Stelle zu stehen. Dann beschloss ich ihn auch zu ignorieren. Ich knutschte mit ein paar anderen Typen rum, um mir meine Unabhängigkeit zu beweisen. Die Wahrheit war, dass sie alle furchtbar waren.

Also küsste ich wieder ihn. Ich weiß nicht mal, ob er überhaupt bemerkt hatte, dass ich ihn ignoriert hatte. Was ich sagte, zwischen zwei Küssen, ist, dass ich ihn vermisst hätte. Das stimmte. Vor allem, weil wir uns plötzlich küssen konnten, auch wenn unsere Haare immer im Weg waren. Er nannte es unsere "Desaster-Zone" und wir lachten darüber. Nicht unsere einzig.
Mal wieder blies ich ihm einen im Badezimmer. Anders bekam er keinen hoch. Ich fand das ziemlich praktisch für ihn. Stören tat es mich nicht, nicht besonders, weil ich gerne Blow-jobs gebe. Aber es verschob das Gleichgewicht in unserer Beziehung. Es war immer ich, die mehr gab. Danach sagte er, dass das ja nur Spaß sei und nichts Ernstes und ich meinte, klar. Ich wollte bestimmt nichts Ernsthaftes mit ihm- er sollte da sein, wenn ich jemanden brauchte. Das war er zwar auch nicht, aber es war vertraut und besser als nichts.

Und dann- war ich ein böses Mädchen. Am nächsten Tag war Halloween-Party und M. war wieder da. Und ich wollte ihn unbedingt. Nur dass ich zuviel trank und nicht M. bekam und nicht A., sondern plötzlich mit einem sexy Franzosen knutschend in der Ecke stand. Alle sagten später, wir hätte uns vor aller Augen faktisch verschlungen. Vermutlich stimmt das auch. Ich ging nicht mit ihm ins Bett. Im Nachhinein dachte ich, ich hätte es tun sollen. Zwischendurch küsste ich M. Er wimmelte mich ab. Ich weiß nicht, wie A. das herausfand, aber er tat es.
Er machte umgehend mit mir Schluss. Nicht, dass wir jemals zusammengewesen wären, aber zum Schluss machen reichte es. Erst heulte ich und dann wurde ich sauer. Ich dachte, dass sich die Tatsache, dass es ja nur um Spaß ginge offensichtlich nur auf ihn bezog. Wenn ich ein nettes Mädchen war, durfte ich ihm einen blasen und gelegentlich bekam ich dafür Zärtlichkeiten, wenn ich böse war und er sich öffentlich gedemütigt fühlte, ließ er mich fallen.
Natürlich musste sich die Hostelmutti einmischen. Wie ich denn dachte, dass sich alle anderen Typen gefühlt hätten, die zugegen war und mit denen ich was gehabt hatte, als ich plötzlich mit jemand ganz anderem rumgemacht hätte? Vor aller Augen? Ich dachte, Moment, FÜHLEN? Sie hatten ihren Spaß gehabt, ich hatte etwas gehabt, manchmal Spaß und manchmal mehr Schmerz als Spaß. Dann hatten wir uns gegenseitig fallen gelassen. Ich sah keine gebrochenen Herzen und noch weniger sah ich irgendeine Verantwortung meinerseits.
C. war diplomatischer. Er sagte, wenn ich A. wollte, müsse ich aufhören, alle Welt zu haben. Am nächsten Abend, als ich beschlossen hatte, es A. zu zeigen und mich in Schale geworfen hatte und mit dem halben Tisch flirtete, half es mir bei der Durchführung dieser neuen Einstellung: Indem er mich küsste.

In der folgenden Woche wurde A. ganz einfach aus dem Grund immer begehrenswerter, weil er mich nicht mehr haben wollte. Ich beobachtete, wie er mit anderen redete und wie süß er lächelte, wenn er mit ihnen redete und ich wollte ihn zurück, wollte ihn verdammt nochmal zurück. Und dann bekam ich ihn zurück. Es war einfach. Wir waren in einer Bar und er war besoffen und ich nicht und dann küsste ich ihn. Und brachte ihn nach Hause. Und wir knutschten rum und er sagte mir immer wieder, wie toll er mich fände. Was er genau sagte war folgendes: that I was a legend, oozing sex appeal, hot, because i didn't care about anything und dass er immer über mich herfallen wolle, wenn er mich sehe. Klar habe ich das aufgeschrieben, damals. Es war das verdammt tollste, was irgendjemand je über mich gesagt hatte. Dann fielen wir übereinander her und zwar im Wohnzimmer und er zerbiss meine Lippen, zerkratzte meinen Rücken und ich hatte noch eine Woche später blaue Flecken auf meinen Brüsten. Ich war selten so erregt.

Und dann war da also wieder etwas. Ich war kreativ und da wir beide im Hostel arbeiteten, klauten wir uns den Schlüssel zu einem der Doppelzimmer oder zur Küche. Meistens landeten wir im Bad. Meistens endete es in einem Blow-job. Er bekam ihn einfach nicht hoch und wollte auch nichts tun deswegen. Ich sage gar nicht, dass es schlecht war deswegen, es war schön ihn zu küssen und sich gegenseitig anzufassen, auch wenn er danach nie wieder so grob war und ich das vermisste.
Er wollte vor anderen nie zärtlich sein. Nur manchmal lagen wir zusammen vor dem Fernseher. Ich erinnere mich an einmal, da sahen wir "American History X" und dann ist da Szene, wo Edward Norton den Jungen tötet und ich konnte nicht mehr atmen und danach konnte ich nicht aufhören zu heulen. Und A. war da.

Meistens war er es nicht. Er war tagelang abwesend und manchmal erzählte er mir später, was gewesen war, manchmal nicht. Ich hatte selten das Gefühl, an ihn ranzukommen. Mich fragte er nie etwas, es kam mir so vor, als wolle er sich gar nicht einlassen auf mich. Immer wenn ich endgültig beschloss, die Sache zu beenden, machte er wieder einen Schritt auf mich zu. Es war eine dysfunktionale Nicht-Beziehung zwischen zwei dysfunktionalen Menschen und beinhaltete auch sonst so ziemlich alle Dysfunktionen, die man sich vorstellen kann.
Er behauptete, dass ich zu gut für ihn sei und er zu alt und "fucked up". Komisch nur. Ich dachte, die natürliche Reaktion daraus sei, mich besonders gut zu behandeln. Offensichtlich sah er das anders.

Ich hatte eine Freundin, die meistens noch wach war, wenn ich von meinen nächtlichen Eskapaden zurück in den Dorm getapst kam. Wir saßen dann oft bis 5 Uhr morgens im Aufenthaltsraum, aßen Schokolade und analysierten sein Verhalten.
Ich weiß nicht, ob es die Ablenkung war, die ich mir gewünscht hatte, aber dass sie wirksam war, war nicht zu bestreiten.

Die Sache endete, als er nach Australien ging für drei Wochen. Er ging mit ein paar anderen und die Abschiedsfeiern zogen sich über drei Tage hinweg. Er redetete mit allen, nur mit mir nicht. Ich schrieb ihm schließlich eine Mail.
ok, a., as we're obviously unable to talk, let's try and write about it. so why? why did you fucking ignore me again? sorry, i should rather ask howthe flight was and if you're all well and happy which hopefully isthe case and stuff...but it fucks me up. so just answer my question and i'll leave it at that.
Seine Antwort kam prompt:
I'm sorry you feel that way but i don't know what your problem is? We were having a laugh so why get so serious???? i don't think i have to explain myself.All that said, I really do like you and hope that we can still remain friends at least - i hope you had a brillant christmas and have a fantastic new years !

Ich fand, es gab nichts mehr zu sagen. Ich behielt seine Facebook-adresse, um sicher zu gehen, dass ich ihm nicht zufällig über den Weg lief, als er wieder zurück in Neuseeland war. Es wäre eine Lüge zu behaupten, dass ich ihn auch nur einen Tag vermisste.

weiteres ablenken

Ich trieb es in den nächsten zwei Wochen mit ein paar anderen Typen. Keinen davon begehrte ich wirklich, keiner davon ist es wert, in meiner Erinnerung zu bleiben.
Ich tat es, weil es vermutlich stimmte, dass es den Schmerz betäubte. Es ließ mich nicht vergessen, aber dafür hatte ich wenigstens kurzfristig etwas Anderes im Kopf. Wenn ich mit ihnen schlief, wünschte ich mir, dass es H. sei, mit dem ich schlief. Aber weil ich ihn nicht haben konnte, wollte ich zumindest etwas.
Der einfache Grund ist, ist dass ich rallig war und Sex wollte und Sex brauchte. Ich wollte nicht wieder zu dem Menschen werden, der ich in Deutschland gewesen war. Ich brauchte das Körperliche und ich brauchte das Begehren und ich brauchte die Nähe.
Dass keiner von ihnen mir wirklich gefiel und es immer etwas von einer Notlösung hatte, von einem Trostfick- natürlich störte mich das. Aber die Alternative war in meinen Augen Abstinenz oder zumindest Geduld. Das hatte ich gehabt, das hatte mich umgebracht.
Der Sex war auch nicht technisch gesehen gut und vermutlich verstärkte er noch mein Gefühl, es nicht wirklich zu bringen. Ich wollte in allem immer gut sein, besser als der Durchschnitt. Es störte mich, dass ich es in dem Bereich offenbar nicht war.
Ich machte eine neue Erfahrung- wie man einen guten Freund verliert. Man muss nur mit ihnen in die Kiste steigen. Es gibt wenige Kerle, die danach noch genauso unbefangen mit dir umgehen, wie vorher. N.s und meine Freundschaft hielt den kleinen Fick nicht aus. Ich bereue es nicht wirklich, es war auch eine Erfahrung.

Donnerstag, 25. September 2008

vom ablenken

H. war seit 5 Tagen weg. Ich befand mich mit ein paar Leuten aus dem Hostel in einem irischen Pub und ich war fest entschlossen mich zu amüsieren. Ein Typ forderte mich auf zu tanzen. Er war Neuseeländer, nicht hässlich, dunkelhaarig und groß und sein Gesicht war ok bis auf die Aknenarben. Er hieß Ash und war besoffen. Wir tanzten und ich dachte, ich nutze die Gelegenheit, um kostenlos ein Bier zu trinken. Dann dachte ich, ich nutze die Gelegenheit, um mich abzulenken. Also küsste ich ihn. Er konnte nicht küssen. Sein Freund kam vorbei. Er war dunkelhaarig und verdammt gut aussehend. Er flirtete mit mir. Vermutlich war ich es, die ihn küsste. Er lachte. Natürlich küsste er auch noch verdammt gut. Ich dachte, typisch.
Und dann wollten sie gehen. Es gab noch einen dritten, der war blond gefärbt. Ich ging mit ihnen. Ich fand es herrlich unvernünftig. Außerdem war ich nicht in Neuseeland um zu denken. Sie wohnten in einem Studentenhaus und wir liefen durch die dunklen Straßen. Ich habe keine Ahnung, wie die beiden anderen hießen. Ich nenne sie Sailor und Blondie. Sailor war der heiße Freund. Angeblich hatte er Regatten gewonnen. Er fragte mich, ob ich Sex haben würde mit Ash. Ich sagte, vielleicht. Ich dachte, wieso denkst du, latsche ich sonst mit euch mit, du Trottel?
Wir fuhren mit dem Fahrstuhl zu ihrer WG. Es gab einen 4. Mitbewohner, einen süßen Typen, der an einer Bar arbeitete und uns Shots machte. Nicht, dass Ash einen gebraucht hätte. Ich schon. Ich dachte, ich bin zu nüchtern. Ich saß zwischen Sailor und Ash auf dem Sofa. Dann küsste ich Ash. S. küsste mich. Sie fingen an mich auszuziehen. Ich kann nicht bürgen für die Richtigkeit jeder einzelnen Aussage. Vieles ist in der Dunkelheit des Vergessens verschwunden. Was ich weiß, ist, dass ich irgendwann im BH war. Und der war weiß und nicht besonders sexy. Ich dachte, hier tue ich etwas Verruchtes und trage einen weißen, dreckigen BH. Sie zogen ihn mir aus. Dass vier Jungs sich meine Brüste anschauen würden, gefiel mir allerdings auch nicht. Ich zog mir die Decke drüber. Einer sagte, dass das ja nicht das erste Mal sei, dass sie Brüste sähen. Sie waren alle ein Jahr jünger als ich. Vermutlich dachten sie, sie müssten das erwähnen. Ich glaube sie machten positive Kommentare. Ich weiß nicht mehr.
Dann machten sie das Licht aus. Ich glaube sie verstanden, dass ich mich unwohl fühlte. Wir gingen in S.'s Schlafzimmer. Nicht der vierte Junge, aber wir anderen. Ich lag auf dem Bett und ich weiß nicht mehr genau, was da passierte. Wir machten rum, ja. Und irgendwann sah ich, dass ein Porn läuft. Und ich dachte, scheiße, wieso läuft ein Porn, reiche ich ihnen nicht? Ich dachte, dass ich kein Pornhäschen bin. Ich habe die Geschichte S. erzählt, einem Freund aus Singapur und er sagte, na ja, es war doch pornomäßig. Ich sagte ihm, nein. Weil ich beteiligt gewesen sei. Besser konnte ich es nicht erklären.
Ich zwang sie den Porno auszustellen. Er machte, dass ich mich schäbig fühlte, statt verrucht. Ich weiß, dass eine Situation wahnsinnig komisch war. Ich mache es nur, wenn genug Kondome da sind, sagte ich. Und da hielten sie mir alle drei Kondome ins Gesicht. Voller Stolz und Zuversicht. Nach der Sache mit dem Porno sagte ich, nein, das wolle ich nicht. Blondie sagte ok, is gut und Jungs, sie hat nein gesagt. Irgendwie war das süß. S. sagte, ach was, die will noch. Eigentlich weiß ich immer noch nicht so richtig, wer recht hatte. Ich glaube Blondie ging dann raus, aber ich bin mir nicht sicher. Ich weiß, dass S. das Kommando übernahm und die Stellungen bestimmte und koordinierte.. Erst hatte ich seinen Schwanz im Mund und A. nahm mich von hinten. Und dann saß ich im umgekehrten Cowboy auf jemanden. Es ist alles verschwommen. Ich weiß auch gar nicht, was ich fühlte. Ob ich es mochte oder nicht. Es war vermutlich, wie später auch häufig, dass ich es weder völlig genoss, noch, dass ich es nicht mochte. Ich wollte Erfahrungen sammeln, ich wollte Dinge tun, die andere nicht tun. Ich hatte diesen innerlichen Druck, etwas nachholen zu müssen, aufholen, überholen.
Trotzdem lag ich dann mit Ash in dessen Bett und heulte. Ich glaube aber, dass es an H. lag. Am Alkohol. Ash schloss die Zimmertür ab. Ich lag auf dem Rücken und er fing an mich zu rammeln. Das ist das passende Wort. S. klopfte an die Tür und fragte, was er mache. We're talking, rief Ash. Ich dachte, yeah right. Ich glaubs nicht, dachte ich. Es war egal.
Irgendwann störte Ash das ständige klopfen und er hörte auf und öffnete. Dann schlief er glaub ich ein. Draußen stand S. und lachte. Er fragte, ob Ash gekommen sei. Ich sagte, ich glaube nicht. Er lachte noch mehr. Ich wusste, dass er der Typ war, der die Mädchen kriegt und Ash derjenige der zu besoffen ist und nicht heiß genug. Und er hatte den größeren.
Wir gingen aufs Sofa und hatten Sex. Ich dachte er wolle versuchen, jede Stellung der Welt heute Nacht auszuprobieren. Allerdings fand ich es sehr entspannend, dass er die Führung übernahm und ich nichts tun musste, außer zu gehorchen. Er versuchte, in meinen After einzudringen. Es tat weh. Ich sagte, es tut weh. Er glitt vorne rein und fragte, ob das besser sei. Zwschendurch blies ich ihm einen. Es war ein bisschen hektisch, aber irgendwie tat es mir gut, funktionierenden Sex zu haben mit jemanden, der wusste was er tut und sich genau das nahm, was er wollte. Irgendwo war es entlastend und auch wenn das Wort seltsam klingt, lehrreich. Irgendwann kam er wohl. Mir fiel es vor allem damals schwer, das festzustellen.
Ich schlief in Ash's Bett und am nächsten Morgen fuhren sie mich zum Hostel zurück. Als ich mich im Spiegel ansah, sah ich aus, als wäre ich von Vampiren angefallen worden. Ich hatte Knutschflecken auf dem Hals und einen großen auf meiner linken Brust.
Ich dachte, jetzt bin ich erst zwei Wochen in Neuseeland und habe schon mit drei Typen geschlafen und einen flotten Dreier gehabt. Irgendwie fühlte sich das gut an.

die sache mit h.

Nach dem Abi ging ich nach Neuseeland. Ich kam in Auckland an und ging in ein Hostel. Am ersten Abend sah ich H. Vielleicht brauchte es 2 Tage bis ich ihn unwiderstehlich sexy fand. Er war Holländer und mit zwei Freunden unterwegs. Er war groß und hatte Haare, die bis zum Kinn gingen, eine Drogenvergangenheit, unheimlich schöne Wangenknochen und grüne Augen, die von dunklen Brauen eingerahmt waren. Er war 28 und wirkte unheimlich souverän. Jeden Abend saßen sie draußen und tranken Bier, dann gingen sie aus. Am dritten Abend fragte er mich, ob ich mitkommen wolle. Ich nahm ein Mädchen mit, mit dem ich mein Zimmer teilte. Wenn ich es nicht von vorneherein für unmöglich gehalten hätte, wäre mir vielleicht aufgefallen, dass er sich für mich interessierte. Er gab uns Drinks aus. Ich dachte mir nichts groß dabei. Wir waren zu 5., die Bar war nicht voll und wir gingen in einen Raum, der leer war, unterhielten uns und tranken. Irgendwann saß ich neben ihm. Und sagte ihm, dass ich ihn heiß fand. Und war erst völlig überrascht und dann maßlos erfreut, als er sagte, dass er mich viel heißer fand. Irgendwann gingen die anderen und wir blieben zurück und küssten uns. Dann liefen wir zurück zum Hostel und auf der Straße hielten wir an und küssten uns erneut und ich dachte, dass das einer dieser Momente ist, in denen alles perfekt ist.
Wir gingen auf sein Zimmer und fielen übereinander her und landeten neben dem Bett und dann auf dem Bett. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich mich an alle Einzelheiten erinnere. Irgendwann waren wir nackt und er versuchte in mich einzudringen. Diesmal war ich erregt und ich war keine Jungfrau und trotzdem tat es genauso weh, wie beim ersten Mal. Vielleicht tat es mehr weh, weil er aufhörte und ich lag in seinen Armen und heulte. Ich fand es unerträglich und eine bösartige Ironie des verdammten Schicksals, dass etwas, das ich so sehr wollte mir solche Schmerzen bereitete. Er fragte mich, ob das mein erstes Mal sei. Ich musste lachen, als ich sagte, mein zweites. Er sagte, das hätte ich ihm sagen sollen. Ich sagte, wieso? Wieso auch? Es gab ja kein Blut auf dem Laken, das man zu erklären hatte. Seine Freunde kamen zurück und gingen schlafen. Ich ging an ihm runter und gab ihm einen Blowjob. Es war das erste Mal, dass jemand in meinen Mund kam. Ich mochte es. Es gab mir das Gefühl, eine gewisse Macht zu haben und dass ich zumindest eine Sache im Bett beherrschte. Er küsste mich und sagte, That was beautiful, thank you.
Den ganzen nächsten Tag verbrachte ich damit, an ihn zu denken und fast wahnsinnig zu werden. Ich dachte, sicher ist er abgereist. Sicher will er mich nicht mehr. Als ich am Abend zurückkam war er nicht abgereist. Und er wollte mich noch. Wir blieben viel zu lange mit den anderen draußen sitzen. Dann gingen wir aufs Zimmer. Ich war nackt und lag auf dem Bett und er sah mich an und sagte, that's the most beautiful pussy i've ever seen. Ich dachte, wow, vielleicht sind meine Brüste furchtbar, aber zumindest bin ich dort unten wohlgeformt. Vermutlich ging er dann an mir runter. Ich erinnere mich nicht. Oder vielleicht erinnere ich mich, dass ich die Arme über mein Gesicht verschränkte, als es anfing mich zu erregen. Ich kam nicht. Vielleicht sprachen wir an dem Tag davon, dass ich noch nie gekommen war. Jetzt erinnere ich mich auch plötzlich wieder daran, dass er immer fragte, was ich wolle. Ich wusste es nicht. Woher auch? Ich wusste nicht einmal, wie ich mich selbst zum Höhepunkt bringen konnte. Ich hatte keine Erfahrung. Ich hatte kaum Fantasien. Ich wollte, dass er aufhörte zu fragen und sich einfach nahm, was er wollte. Irgendwann würde ich schon merken, was mir gefiel und was nicht.
Wenn ich mich an Sex mit H. erinnere, ist es immer rot. Als ob es eine rote Lampe gegeben hätte, die rotes Licht spendete. Ich weiß, dass es das nicht gab. Der Sex war nicht objektiv gut, aber er war leidenschaftlich und gleichzeitig liebevoll. Er machte, dass ich mich schön fühlte und sexy. Er war ästhetisch genug, um meine Anforderungen zu erfüllen. Alles was ich wollte, war im Bett zu bleiben, mit ihm, den ganzen Tag.
Ich erinnere mich, dass er mich aufs Bett warf und mich dann auszog und ich fand es irre sexy. Als er mich fragte, was ich wollte, wollte ich ihm sagen, dass er meine Handgelenke fesseln und mich gegen die Tür drücken sollte. Und dann sagte ich nichts. Er erinnerte mich immer an einen Vampir, aber er ging nie weit genug.
Er wollte mir nicht weh tun. Er wollte, dass ich oben bin und selbst bestimme. Ich wollte das überhaupt nicht. Ich dachte, ich bin traumatisiert, verdammt und ich weiß immer noch nicht, was ich tun soll. Natürlich tat ich es dann doch. Behutsam. Als er zur Hälfte drin war, dachte ich gut, das geht ja und was mach ich jetzt? Er nahm mir die Entscheidung ab, indem er anfing sich zu bewegen. Unter dem Schleier aus Schmerz dachte ich, ich dachte, ich bestimme. Wir änderten die Position. Wir fanden eine, die erträglich war und außerdem schön, ich umschlang ihn mit meinen Beinen und lag auf dem Rücken, während er sich bewegte. Dann kam sein Freund rein. H. wurde wütend und wollte ihn rausschmeißen. Ich wies ihn darauf hin, dass das immerhin auch sein Zimmer sei, ich wollte niemandem auf die Nerven gehen. Halb im Scherz flüsterte ich H. ins Ohr, dass wir seinen Freund ja dazu bitten könnte. Eigentlich war es kein richtiger Scherz. Eigentlich fand ich seinen Freund heiß. Die Nacht endetete wieder damit, dass ich ihm im dunklen Zimmer einen blies.
Wir schliefen Arm in Arm. Es war schön, nur dass er roch wie ein Aschenbecher. Ich sah sein Gesicht an, küsste seine Wangenknochen und fand es unglaublich schön. Aber dass er stank, war kaum zu leugnen. Ich erinnerte mich an das, was meine Freundin gesagt hatte. Dass es gefährlich ist, den Partner anzuschauen, während er schläft. Weil es beweist, dass man dabei ist sich zu verlieben. Ich duschte ihrem Zimmer. Ich wollte, dass er dazu kam. Er kam nicht.
Wir ginge wieder aus und sahen eine Band und tranken eine Menge und dann nahmen wir das Taxi zurück. Ich wollte ihn so unbedingt und er wollte mich auch und dann bekam er keinen hoch und ich versuchte es mit dem Mund und es ging nicht. Und es war frustrierend. Er sagte, dass sei der Alkohol und er hätte nicht soviel trinken sollen. Ich sagte, immerhin tut es dir nicht so weh, dass du heulen musst. Da sagte er nichts mehr.
Ich sagte, ich wollte, dass du mir nachkommst unter die Dusche. Am nächsten Morgen kam er. Ich fand seinen Körper unglaublich. Mir kam das Wort "Adonis" in den Kopf. Er war schmal, aber muskulös und hatte kein Gramm Fett an seinem Körper. Seine Beine waren muskulös und lang und fühlten sich so hart an und ich dachte an meine weichen Beine und die leichte Zellulitis und vor allem dachte ich an meine Brüste, die groß waren und nicht rund waren und perfekt und standen, wie die in den Bildern. In den Filmen. Wie die meiner Freundinnen. Ich fühlte mich unzulänglich. Er fand mich hinreißend. Er fand meinen Körper toll. Ich konnte ihn nicht verstehen.
Wir standen unter der Dusche und ich nahm Duschgel und wollte mich damit eincremen und waschen. Und ich dachte, Gott, ich muss unter meinen Achseln waschen und das sieht so unsexy aus. Ich traute mich nicht an meinen Intimbereich. Ich nahm Duschgel und seifte ihn ein. Dann dachte ich dasselbe. Ich kann nicht an seine Achseln. Und seine Haare, obwohl sie es dringend nötig hätten. Und er machte keine Anstalten irgendetwas zu waschen. Ich dachte, was für unsexy Gedanken. Das Wasser strömte über mich. Über ihn. Ich habe Wasser schon immer geliebt. Und irgendwie war es dann nur noch irre sexy und wunderschön.
Er war sehr erregt. Ich fand seinen Schwanz schön. Lang genug, aber nicht zu lang. Und schmal. Trotzdem fand ich es schwer ihn anzufassen. Ich mochte die Idee nicht, ihn mit der Hand zu befriedigen. Ich fand die Idee von rhythmischen Bewegungen abstoßend. Es erinnerte mich an kleine, wichsende Schuljungen. Und dass ich nur täte, was er selbst doch viel besser tun könnte.
Er war zu groß. Die einzige Position, die sich anbot, war auf dem Boden zu sitzen. Ich auf ihm. Ich bewegte mich ein paar Mal auf und ab. Dann bekam ich einen Krampf im Bein und hörte auf.
Die nächste Nacht war seine letzte. Ich weiß, dass er mich am Tag davor gewarnt hatte, dass ich es besser nicht zu ernst nähme, weil er bald ginge. Ich sagte, dass es mir nur um Sex ginge und glaubte es. Wir gingen zu einer Feier. Um meine Unabhängigkeit zu beweisen, küsste ich einen anderen. Ich glaube nicht, dass er es mitbekam. Dann ging ich früher zurück ins Hostel als er. Ich war müde. Ich legte mich angezogen ins Bett und schlief ein. Irgendwann kam er zurück. Fuck, sagte er, wieso hast du was an? Seine Freunde schliefen bei uns im Zimmer. Es passierte nichts. Er flüsterte mir ins Ohr, dass er es bereue, nicht auch früher gegangen zu sein. Ich weiß, dass ich ihn dann fragte, ob es für ihn denn etwas bedeute. Er sagte, das wüsste ich doch. In dem Moment dachte ich, ich wüsste, was er sagen will. Irgendwann später war ich mir nicht mehr sicher. Später wünschte ich mir, ich hätte nachgehakt. Ich wünschte mir, ich hätte die Worte aus seinem Mund gehört.
Am nächsten Abend ging er. Ich wollte ihm einen Blowjob geben. Zum Abschied. Als Geschenk. Ich wollte, dass er sich an mich erinnert. Ich zog ihn in sein Zimmer. Ich stellte mich aufs Bett und küsste ihn und zum ersten Mal war ich größer. Er lachte. Ich wollte ihm seine Hose ausziehen. Er hielt mich zurück. Und da heulte ich, obwohl ich nicht hatte heulen wollen vor ihm. Weil ich ja die Wahrheit wusste. Dass es mich umbringen würde ihn gehen zu sehen.
Als er ging, küssten wir uns lange. Ich erinnere mich, wie er sich in der Tür noch einmal umdrehte und zurückschaute. Dann fiel die Tür zu.

davor

Ich mag diese Geschichte nicht, die von meiner Jugend handelt. Im wesentlichen ist sie langweilig und langatmig, deprimierend und erbärmlich. Ich werde versuchen es kurz zu machen.
Ich weiß ein paar Sachen von meiner Grundschulzeit. Manchmal gab es Sprüche auf dem Klo oder in der Unterführung, die zu der Schule führten. Da stand dann sowas wie M.+ D. in einem Herz. Es kamen immer die gleichen Mädchen und Jungen aus meiner Klasse darin vor. Das waren die beliebten. Ich war nie dabei. Ich wollte es mir nicht anmerken lassen, aber ich wäre es gerne gewesen.
Später ging ich auf eine Mädchenschule. Ich interessierte mich nicht besonders für Jungs. Manchmal stellte ich mir vor, wie ich jemanden kennen lernen und ihn küssen würde. Ich lernte nie jemanden kennen.
Wir zogen um aufs Land, ich war 12 und ich hasste es. Erst wurde ich magersüchtig. Dann war ich nicht mehr magersüchtig, aber ich hasste es noch immer. Ich war nicht von da und außerdem war ich anders und das reichte, um nie wirklich Anschluss zu finden. Ich hatte eine Freundin, K. die auch nicht von da kam. Ich wäre gerne ausgegangen, sie ging nicht gerne aus. Dann kam sie mit einem Jungen aus unserer Klasse zusammen, den ich nicht ausstehen konnte. Damit hatte ich eigentlichn gar keine Freundin mehr. Am Anfang ging ich mit ein paar Mädchen aus meinem Dorf aus. Irgendwann hörte ich auf damit. Ich kam mir verloren vor und dachte, dass mir jeder ansähe, dass ich nicht dazu gehöre.
Ich war schlauer, als die meisten und das ließ ich heraushängen. Wirklich interessieren tat ich mich für keinen. Wenn ich mich für jemanden interessierte, wusste ich meistens nicht, wie ich an ihn herankommen sollte. Ich ging ja nicht aus. Und wunderte mich, dass nie etwas passierte. Dass ich nur von den falschen Jungs wahrgenommen wurde, von denen, die ich sowieso nicht wollte.
Ich hatte nicht viele Anforderungen, nur außerordentlich gut aussehend sollte er schon sein. Ich sah Pärchen und meisten widerte es mich an, ich fand es lächerlich und peinlich und ich wollte einfach nur und mit wachsender Verzweiflung, dass mich jemand küsst. Und Sex wollte ich. Mit 13 oder 14 war das ein vager Wunsch, ich dachte, klar, klingt cool, sieht cool aus, zumindest in den Filmen. Mit 15 fing auch mein Körper an, sich danach zu verzehren.
Mit 16 hatte ich dann den ersten Kuss. Er war lächerlich und nass. Ich dachte es läge an mir. Wir trafen uns nochmal, er war der Bruder von einem Klassenkameraden. Ich dachte, er sei attraktiv genug. Und ja, natürlich war er nett. So nett, dass es spontanen Brechreiz verursachte. Und zu allem übel mir vollkommen verfallen. Wir trafen uns also und später küssten wir uns, es war etwas besser, nur dass ich langsam annahm, dass es vielleicht doch nicht ausschließlich an mir liege.
Dann gingen wir zu ihm nach Hause. Wir sahen einen Film, irgendetwas romantisches, ich glaube es war "Save the last dance". Dann küssten wir uns und zogen uns langsam aus. Ich trug ein schwarzes Top mit Pailleten. Es war halbdunkel und wir küssten und ich sah an meinem Körper runter und vielleicht zum ersten Mal fühlte ich mich sexy und ein bisschen fühlte es sich an wie eine der Szenen aus "Don Juan". Wenige meiner sexuellen Erlebnisse waren mit einer solchen Extase und Wolllust verbunden wie dieses erste. Irgendwann waren unsere Oberkörper frei und er küsste mich überall und ich schloss die Augen und stellte mir vor, es sei ein hinreißend schöner Fremder in schwarzem Cape. Ich dachte, dass dies die verdammt beste Sache auf der Welt sei. Ich wollte sofort mit ihm schlafen. Ich wollte nicht, dass es aufhörte. Im Nachhinein denke ich, das wäre das beste gewesen. Es wäre sicher ein schönes erstes Mal geworden. So schön es eben sein kann, wenn es weh tut und ungewohnt ist. Und ich wäre den Druck weggeworden, der mich später fast in den Wahnsinn trieb. Er war zu nett, um von sich aus weiterzugehen. Ich dachte, das ist mein erstes Date, ich kann nicht beim ersten Mal schon mit ihm schlafen.
Er fuhr mich nach Hause. Im Auto war ich fast wahnsinnig vor Wolllust. Alles was ich dachte, war dass ich mehr davon wollte und mehr Typen. Später schrieb ich folgendes in mein Tagebuch: Stell dir einen Apfel vor. Du nimmt nur einen Bissen davon und dann merkst du, dass du ihn am liebsten ganz verschlingen würdest. Und nicht nur den, Du willst mehr Äpfel, größere, knackigere, saurere. Du weißt, dass die ganze Welt voll mit Äpfeln ist, die du alle probieren willst.
Heute bin ich froh, das geschrieben zu haben(auch wenn es ein paar stilistische Probleme gab). Ich hätte es sonst nicht geglaubt.
Wir trafen uns am nächsten Tag. Diesmal war ich vorbereitet. Ich hatte im Schrank meiner Mutter immer mal wieder interessante Dinge entdeckt. Kondome zum Beispiel. Ich nahm eins mit. Eigentlich war ich entschlossen mit ihm zu schlafen. Nur dass es nicht das gleiche war, die Gier war weg, diese grenzenlose, alles verschlingende Wolllust. Er fragte, ob ich es wirklich wolle. Ich sagte nein. Er schrieb mir kitschige Mails, dann fuhr er mit dem Fahrrad an meinem Haus vorbei und hinterließ einen Strauß Blumen. Ich schickte ihn in die Wüste. Es erschlug mich. Ich dachte, ich müsste kotzen. Ich wollte keine Liebe und Romantik und Hingabe. Ich wollte nur Sex.
Zwei Monate später ging ich aus mit unserem Aupair-Mädchen. Wir tanzten in einer leeren Disco. Ein Italiener und sein Freund kamen vorbei und kauften uns Drinks. Er war nicht toll, aber auch nicht schlecht genug, um ihn abweisen zu müssen. Er flüsterte mir ins Ohr, wie gern er mich küssen würde. Ich sagte, tus doch. Er schmeckte nach Kaugummi und bewegte die Zunge sehr schnell. Ich fand es seltsam. Dafür war es nicht nass und schmeckte nicht nach Schwefel. Ich sagte ich sei 16 und noch Jungfrau. Er sagte, das glaube ich nicht. Erregend fand er es trotzdem.Er griff mir in den Schritt. Ich fand es nicht angebracht, aber trotzdem sexy und ich stellte mir vor mit ihm nach Hause zu gehen und Sex zu haben.
Irgendwann standen wir herum und warteten auf sie. Unser Aupair R. sagte, lass uns abhauen. Ich dachte, gute Idee. Ich war zu nüchtern und leise meldetete sich die Vernunft. Dann kamen sie zurück und sagten, wir sollten ihnen folgen mit dem Auto. Sie fuhren mit ins raus, durch Dörfer, ins Nirgendswo. Ich dachte, was zum Teufel tun wir. Sie hielten an einer Wiese. R. ging mit dem anderen Typ raus. Ich saß mit dem Italiener vorne in unserem VW Bus. Wir küssten uns. Und dann hielt ich sein Glied in meiner Hand. Ich weiß, dass ich erleichtert war. Ich hatte mir davor versucht vorzustellen, wie es sich anfühlen würde und ästhetisch hatte ich Schwänze nie finden können. Jetzt merkte ich wie weich und warm er war. Er fragte, was ich fühle. Ich war ehrlich und sagte, nichts. Es war interessant auf eine Art wissenschaftliche Weise, aber ich hatte lange aufgehört ihn anziehend zu finden. Er wollte, dass ich die Hand bewege und ich tat es zaghaft und irgendwann fester. Er sagte, oh wow, du scheinst Gefallen zu finden. Das fand ich so bescheuert, dass ich sofort aufhören wollte. Er sagte, willst du, dass ich komme. Ich dachte, ich bin im Auto meiner Eltern. Will ich Sperma auf der Vorderbank im Auto meiner Eltern? Ich hörte auf. Er fragte, ob ich mal einen Blowjob ausprobieren wolle. Ich dachte, du Trottel. Dann ging er an mir runter. Ich dachte, na gut, wenn du unbedingt willst. Es erregte mich überhaupt nicht. Irgendwann kam er wieder hoch und dachte, er habe sich den Blowjob jetzt verdient. Ich war da anderer Meinung. Er fragte, ob ich denn ein Problem habe. Ich sagte, wenn ich eins gehabt hätte, hätte ich dich schon lange aus dem Auto geschmissen.
R. kam zurück und wir fuhren weg. Wollten wegfahren. Das Auto steckte in der Wiese fest. Irgendwann schafften wir es doch noch. Sie fühlte sich schlecht, fragte ob alles ok sei. Ich sagte ja. Es war alles ok. Mir fiel keine Geschichte ein, wieso das Auto völlig verschlammt war. Ich war nie eine große Lügnerin gewesen. Es kostetete zuviel Energie und Fantasie besaß ich auch nicht. Ich beließ es bei der Halbwahrheit. Mein Vater hakte nicht nach. Er meinte nur, dass man in Zeitungen ja nie verstehen könne, wieso diese Mädchen mit ihren späteren Mördern und Vergewaltigern mitgehen. Ich sagte nichts. Was hätte ich auch sagen sollen?
Ich ging nach Frankreich und verliebte mich. Als ich zurückkam nach Deutschland merkte ich es. Bei einem Klassenfest küsste meine Freundin mich. Es war vermutlich der schönste meines Lebens. Ich lag auf einem dunklen Sportplatz, sie kniete neben mir und über mir war der Sternenhimmel.
Später stellte ich mir vor eine Affäre mit ihr zu haben. Nur hatte ich nicht den Mut sie einzuleiten. Ich knutschte ein paar Mal auf Festen herum. Sonst passierte nichts. Zwei Jahre nichts. Ich dachte, dass ich innerlich zerreißen müsste, ich verging vor Wolllust und Unbefriedigtsein. Ich ging dazu über mich unattraktiv zu finden und wurde besessen von Scarlett Johansson. Wenn ich aussähe wie sie, dachte ich, würde ich alles kriegen, was ich wollte. Ich ertrug die Vorstellung nicht, dass die einzigen anderen, die keinen Sex hatten in meiner Stufe die hässlichen Loser, die Prüden und die unheimlich Religiösen seien. In meinem Kopf war ich eine Schlampe. Ich fand es unerträglich zugeben zu müssen, dass ich in Wahrheit unberührt sei, eine Jungfrau. Es war wie ein persönliches Versagen, der Beweis vielleicht, nicht gewollt zu sein. Ich konnte nicht reden mit meinen Freundinnnen. Ich fand es unerträglich so unerfahren zu sein. Alles brachte mich um.
Nach dem Abi befreundete ich mich enger mit ein paar Mädchen aus meiner Stufe. Ich fing an häufiger weg zu gehen. Ich verschoss mich in eines der Mädchen. Natürlich bekam ich sie nie. Einmal küsste ich fünf Leute an einem Abend. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl ein bisschen so zu sein, wie ich es im Innersten sein wollte.
Auf einem der Feste traf ich J. und er erlöste mich.

Sonntag, 21. September 2008

Am Anfang


Am Anfang war die Geburt. Natürlich war sie das. Und da waren Dinge wie das Treppengeländer. Und mit welch wohligen Empfindungen " da unten" es verbunden war. Wie ich bei meiner Großmutter im Haus auf dem Geländer hing und unten telefonierte sie und ich hoffte sie würden nicht aufschauen und meine baumelnden Beine sehen. Aber das war das.
Meine sexuelle Erweckung verbinde ich mit einem Film, der vermutlich "Don Juan de Marco" heißt und in dem Johnny Depp mitspielt. Und in meine Erinnerung eingebrannt haben sich zwei Szenen. Eine Frau, die in einem Negligé am Fenster steht und Johnny Depp als Don Juan sagt, dass er in dem Moment weiß, dass er eine Frau so anzufassen hat, wie diese seidene Manifestation atemberaubender Erotik die Haut der Frau berührt. Und dann sehe ich noch diese Hand vor mir die sich erst in einer Tischtuch und später in weißes Leinen krallt. Und gebräunte, perfekte Körper, wie sie verschmelzen. Das war meine Vorstellung von Sex, wie er sein musste. Und es war der Moment, wo mir bewusst wurde, dass ich diese Art von Sex durchaus ersterbenswert fand.
Niemanden wird es verwundern, dass ich homoerotische Neigungen habe.
Meine Sexualerziehung übernahm zu großen Teilen die Serie "Sex and the City". Meinen Eltern war Promiskuität suspekt. Ich fand sie prima.

Von einer Entjungferung

Zu sagen, dass die Entjungferung am Anfang steht, stimmt so natürlich nicht. Am Anfang der Geschichte der Penetration. Nicht an der der sexuellen Erweckung. Schon gar nicht an der meiner Sexualität. Dennoch steht sie für einen Anfang und für ein Ende und deshalb ist sie gut genug für den Auftakt.

Es gab ein paar Kriterien, die der Auserwählte zu erfüllen hatte. Da sein und verfügbar war schon ein entscheidendes. Gut aussehen. Gut genug. Alle Mädels fanden J. fantastisch. So sah ich das zumindest.Er war ein Teil eines Zwillingsgespanns und jeder sagte, wie toll das doch sei, dass es zwei von ihnen gäbe. Er war groß, gut gebaut und hatte halblange braune Locken , war gut gekleidet. Sein Gesicht sah aus, als habe es jemand aus einem groben Stück Fels gehauen und für die Feinheiten keine rechte Geduld mehr gehabt. Und die Augen waren klein und von diesem irritierenden blau- zu hell, zu durchdringend, zu stierend.
In der Dunkelheit wurden sie silbergrau wie geschmolzenes Metall. Ich weiß, dass ich dachte, dass er damit aussah, wie ein Vampir oder vielmehr wie ein Cyborg. Wie etwas, dem sein menschliches Antlitz nur als Maske diente. Das war natürlich interessant. Der Rest war ... enttäuschend. Ich weiß, dass ich die Weichheit seines Bauchs irritierend fand. Ich warf ihm vor ein Blender zu sein- wenn er ein T-shirt anhatte, entwarf man ein mentales Bild eines anbetungswürdigen Oberkörpers, das dann jäh in sich zusammenfiel, wenn man mit der Wahrheit konfrontiert wurde. Wobei die kleine Speckrolle nur aus ihrer Analogie zu der viel entscheidenderen Enttäuschung so irritierend wurde. Dass er trotz seiner offensichtlichen Beliebtheit mir an sexueller Erfahrung kaum etwas voraus hatte. Dreimal um genau zu sein. Drei verdammte Male, obwohl er eine halbjährige Beziehung geführt hatte. Was viele Fragen offenlässt.
Der Akt hatte sein Vorspiel. Und zwar ein einnächtliches. Interessanterweise platzte J. mitten hinein in eine seit einigen Wochen vorgenommene und sich auch so ansatzweise in Ausführung befindlichen Verführung von S., einem Mädchen nach dem ich absolut verrückt war. Dann tauchte also J. auf und fragte mich irgendwann, ob er mich küssen dürfe. In meinem Tagebuch von damals steht: Und J. fragt, ob er mich küssen darf und ich sage ja und er küsst mich, langsam und ich küsse zurück und es ist ein schöner Kuss, leicht wie der Flügel eines Schmetterlings. Aber in mir ist nichts, ich fühle nichts, gar nichts. Und als wir es später knutschend in sein Zelt schaffen, steht fest, dass der Kandidat gefunden ist.
Das Festival, an dem wir uns trafen, ging zwei Tage und am nächsten Tag war ich zurück und vorbereitet. Auch diesmal schafften wir es irgendwie ins Zelt und irgendwann waren wir nackt. Und ich rang mir irgendwann die Worte heraus, dass ich Jungfrau sei. Seine darauffolgende Offenbarung ist bekannt. Was meinen großartigen Plan passiv unten zu liegen und die Sache hinter sich zu bringen, irgendwie zum wanken brachte. Entscheidender war dabei die Tatsache, dass er es nicht schaffte einzudringen und wenn er es gelegentlich und mit ein wenig Hilfeleistung meinerseits doch einmal schaffte, sofort wieder hinausrutschte. Man stelle sich das vor, wie ich auf dem Rücken liege und plötzlich ist da dieser Spruch in meinem Kopf aus der Schultoilette: Hose runter, Beine breit, vicken (einer dieser typischen Rechtschreibefehler, bei denen man sich immer fragt, ob man sich wirklich in der Toilette eines Gymnasiums befindet) ist ne Kleinigkeit. "He stop mal", will ich rufen, " DAS soll eine verdammte Kleinigkeit sein??!!Wieso können das denn alle, nur ich nicht?"
Nachdem sich die Situation auch nach einiger Zeit nicht entscheidend verbessert und ich mich schon fürchte, die einmalige Chance zu versauen durch meine Untätigkeit und Unfähigkeit, überwinde ich mich schließlich doch und tue was ich unbedingt vermeiden wollte. Ich nehme die Entjungferung selbst in die Hand. Beziehungsweise seinen Schwanz und dann setze ich mich auf ihn und führe ihn ein und die Sache ist erst ziemlich schmerzhaft."Na prima, entjungfere ich mich also selbst,"denke ich. Dann sagt mir irgendetwas, dass es nicht reicht auf ihm zu kauern. Ich durchforste mein Gehirn nach entsprechenden Buchpassagen oder Filmszenen und dabei will mir etwas von Beckenkreisen einfallen. Nur dass diese Bewegung aus meiner Postion heraus nicht bewältigbar ist. Und erst kriege ich einen Krampf und dann einen internen Wutanfall auf die Unfähigkeit meines Fickpartners. Irgendwie bewege ich mich dann wohl auf ihm. Und spüre überhaupt nichts. Dann steige ich ab. Dass er nicht kommt, fühlt sich an wie die ultimative Demütigung. Er will mich mit Geschwätz von Drogen und Alkohgol beruhigen und eigentlich ist es mir ja auch egal. Ich will, dass es mir egal ist.
Und dann liegt ja auch der Schleier der grenzenlosen Erleichterung über allem. Die Überprüfung meines Slips bringt den Beweis: Nie wieder werde ich Jungfrau sein und es nie wieder eingestehen müssen.
Er meldet sich nie wie wieder. Ich mich auch nicht.
Wenn ich ihm heute auf der Straße begegnen würde, würde ich ihn vermutlich mit seinem Zwillingsbruder verwechseln.